Aufkommende Sandkastenspiele

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Es war nicht anders zu erwarten: Ein Weilchen hatte sich die Politik zurückgehalten, um nicht das (Vor-)Urteil zu bestätigen, die Parteien bedienten sich ungeniert wie eh und je an der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt. Dass das schwarze Reichsdrittel schmähstad blieb, mag ja auch damit zu tun haben, dass die ORF-Wahlen im letzten Sommer so gar nicht nach deren Geschmack ausgegangen waren. Aber jetzt ist die Schonfrist vorbei, und nachdem die Anstalt reformmäßig nicht so reüssierte, wie sie sollte - zumindest, was die bisherigen Quoten betrifft -, darf geprügelt werden.

Der Sündenbock ist schon gefunden: Wolfgang Lorenz, Programmdirektor, eignet sich bestens dafür. Denn der hat sich bekanntlich in der sommerlichen Wahlschlacht - obwohl mit "bürgerlich" punziert - als Dolchstößer am System Monika Lindner betätigt, das gegen die Volkspartei abgewählt wurde. So etwas wird nicht vergessen.

Also lesen wir, auch wenn wir Politikerratschläge zum ORF-Programm wirklich nicht hören wollen, im profil die Wortspende des Vizekanzlers samt der unmissverständlichen Empfehlung, die Durchschaltung der ZIB schleunigst wieder einzuführen. Auch deswegen, weil Mitten im Achten offensichtlich eine "Zumutung für den Intellekt" sei. Entlarvend, dass der ÖVP-Chef im Nachsatz zugibt, er habe die Sendung noch nie gesehen …

Das letzte, was der ORF in dieser Lage braucht, sind neue alte Parteisandkastenspiele. Dass Molterer, so zitiert ihn das profil, nun gar einer schon paktierten Gebührenerhöhung den Garaus machen will, zeigt, wie verquer diese Parteipolitik am ORF herumdoktert: Die Gebühren dienen vornehmlich dazu, den öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF zu finanzieren. Wenn nun dieses Geld unterm Strich weniger wird, heißt das wohl, dass das ÖVP-Interesse an öffentlich-rechtlicher Qualität schwindet. Oder haben wir da etwas falsch verstanden? Otto Friedrich

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