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Jubel für eine komische Oper

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Gute Regie erkennt man unter anderem an wohldurchdachten, liebevollen Details - wenn zum Beispiel ein- und derselbe Gegenstand dem Chor als Trompete, als Trinkgefäß und als Schreibgerät dient. Gute Regie erkennt man auch daran, daß sich jeder Regieeinfall lohnt und nicht zum bloßen Mätzchen verkommt - wenn zum Reispiel die Frage des aufmerksamen Zusehers, warum eine Figur unentwegt mit einem Fotoapparat hantiert, am Ende, wenn der letzte Ton der Oper verklungen ist, bravourös beantwortet wird. (Wie, das sei hier nicht verraten.) Achim Freyers Inszenierung von Giaocchino Rossinis „La Cenerentola” an der Wiener Volksoper ist jedoch nicht nur gut, sondern hervorragend.

Märchenhaft, verspielt, amüsant und spritzig hat er die komische Oper, die die allseits bekannte Geschichte vom Aschenbrödel erzählt, auf die Bühne gebracht. Freyers Humor macht auch vor dem Genre der opera buffa selbst nicht halt: So manch typische Pose wird ins Lachhafte übersteigert. Es entstehen ebenso amüsante wie eindrucksvolle Bilder: Da neigen sich alle auf der Bühne anwesenden in eine Richtung wie Halme im Wind oder singen zu sechst wie mechanische Puppen auf das Publikum ein. Der hochmütige, arrogante und etwas einfältige Stiefvater, der den bezeichnenden Namen Don Magnifico trägt, und seine hochnäsigen und zickigen Töchter Clorinda und Tisbe stapfen als bis ins Absurde verzerrte, clowneske Gestalten über die Bühne — von Renato Girolami, Olga Schala-ewa und Katalin Haimai mit viel Witz und einigem komödiantischen Talent dargestellt. Die köstlichpompösen Kostüme von Maria-Elena Arnos, die auch für das gelungen-mi-nimalistische Bühnenbild verantwortlich zeichnet, tun das ihrige dazu.

Heidi Brunner als verleugnete, zur Magd erniedrigte Stieftochter gelingen schöne Koloraturen; wie diese Partie zeigt, liegen der Mezzosopranistin die hohen Lagen besser als die tiefen. Tadellos auch Tenor Juan Jose Lopera als schmachtender Prinz und Bariton Jake Gardner als dessen Kammerdiener. Nur Benato Girolami ragt mit seinem kraftvollen Bariton ein wenig aus dem insgesamt guten und soliden Ensemble heraus. Olga Scha-laewa läßt durch die an Solostellen arme Partie der Clorinda immer wieder Klasse durchschimmern.

Beeindruckend, was aus dem Orchestergraben tönt: Das Volksopern-orchester unter Gabriele Ferro spielt schnell, elegant und makellos einen Bossini, wie man ihn sich nur wünschen kann.

Das Publikum bejubelte die Sänger. Bei Begisseur Freyer mischten sich Buhs unter die Bravorufe. Es scheint, als gebe es Menschen, die auch von einer opera buffa partout nicht Komik, sondern Ernst und Erhabenheit erwarten.

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