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Alles „okay“?

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Das neue Programmschema des ORF, das jetzt wirksam zu werden beginnt, bringt auch auf dem Sektor der Jugendsendungen einige Neuigkeiten: Je ein neues Jugendmagazin im .Fernsehen und auf ö 3, einen neuen Termin für „Ohne Maulkorb“ und einen neuen Programmverantwortlichen.

Der neue Chef der Femseh-Ju- gendredaktion, Anton Zettl, 35, früher Programmgestalter im Studio Niederösterreich, danach Leiter der Familienredaktion im Studio Burgenland, beschreibt die unterschiedlichen Aufgaben der beiden Jugendmagazine im Fernsehen so: „Der ,Maulkorb* soll wie bisher ein kritisches Magazin sein, mit dazupassenden Musikfilmen; das neue Magazin ,ökay* (Sonntag, 18.30, FS 2) ist eine Fernseh-Jugendillustrierte. Es soll Initiativen des Publikums aufgreifen und unterstützen, aber wie schon der Name sagt, soll es die Themen nicht so sehr problematisieren wie der .Maulkorb, was natürlich nicht heißt, daß ,ökay oberflächlich sein wird.“

Ein wesentliches Mittel der Kritik soll in „Okay“ der Humor, die Ironie sein. Jede Folge der Sendung wird aus drei Teilen bestehen: ein aktueller Konzertmitschnitt mit dazupassenden Hintergrundinformationen; der Mittelteil wird den bereits erwähnten Publikumsinitiativen gewidmet sein und sich mit jungen Leuten befassen, die - egal auf welchem Gebiet - etwas Besonderes geleistet haben; den Abschluß bildet jeweils eine unterhaltende musikalische oder kabarettistische Nummer.

„Ohne Maulkorb“ (jetzt Mittwoch, 18.30, FS 2), in der Vergangenheit häufig im Schußfeld der Kritik wegen angeblicher linksradikaler Tendenzen , soll zunächst kaum geändert werden. „Der .Maulkorb hat bei seinen Sehern ein ausgezeichnetes Echo“, meint Anton Zettl, „er soll eine kritische Sendung bleiben. Aber .kritisch* muß ja nicht gleichbedeutend mit .links* sein. Bei uns gibt es ein Redakteursstatut, ich kann natürlich niemanden zwingen, gegen seine Meinung zu schreiben. Aber ich kann mir die Beiträge sehr genau anschauen, bevor sie gesendet werden.“ In der „Ohne Maulkorb“-Redaktion bestätigt man, keine neuen Richtlinien erhalten zu haben. Ob sich die neue Führung auf die politische Linie der Sendung auswirken wird, sei noch nicht abzuschätzen, das werde sich erst herausstellen, wenn es das erste Mal Probleme bei der Abnahme der Sendung geben werde. Man habe aber den Eindruck, Zettl sei ein „sehr aufgeschlossener Mensch“.

Ebenfalls ein neues Jugendmagazin - auch ohne neues Programmschema - gibt es auf ö 3: Die „Minibox“ (Montag, Mittwoch, Freitag, 19.30), die vor kurzem ihr fünfjähriges Bestehen feierte, wurde durch „Zick-Zack“, ein Magazin für etwa 12- bis 15jährige, ersetzt. Rainer Rosenberg, 25, als freier Mitarbeiter nur intern für die Sendung verantwortlich (nach außen trägt die Verantwortung der Leiter der Jugend- und Familienredaktion, Hubert Gaisbauer), begründet den Entschluß, die erfolgreiche Minibox einzustellen, folgendermaßen: „Wenn eine Jugendsendung fünf Jahre alt wird, kann doch irgendetwas nicht stimmen. Wir könnten natürlich noch fünf oder zehn Jahre lang die gleichen Themen auf immer wieder neue Weise angehen, aber ich habe das Gefühl, die Sache läuft sich tot.“

Die 15- bis 20jährigen, für die die „Minibox“ konzipiert war, fühlen sich - laut Rosenberg - gar nicht mehr als Jugendliche, folglich sei ein Jugendmagazin für sie eigentlich ein Anachronismus. Zudem gebe es für diese Altersgruppe ein breites Angebot an Sendungen, während die jüngeren Hörer diesbezüglich wenig Auswahl hätten.

Die neue Sendereihe soll - aufgebaut aus vielen, regelmäßig wiederkehrenden Rubriken - das Schwergewicht auf Aktivitäten der Hörer legen. Auseinandersetzung mit der Umwelt, der Familie, dem eigenen Körper, der Erlebniswelt der Jugendlichen stehen im Mittelpunkt. Außerdem soll ein breitgestreutes Bildungsangebot (Biographien von Prominenten von Charlie Chaplin bis Martin Luther King, ein Leitfaden zur Verbesserung des Musikkonsums, Erklärung von Begriffen, Modeworten und Fremdwörtern, Lerntips usw.) gebracht werden.

„Das alles hört sich sehr trocken und pädagogisch an“, räumt Hubert Gaisbauer ein, „aber da spätestens seit Pestalozzi Lernen etwas mit Neugier zu tun hat, wird es so arg nicht werden.“

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