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CSSR ist nicht vergessen

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Zehn Jahre wurden es am 21. August, seit das politische Tauwetter in der CSSR durch den Wintereinbruch der Warschauer-Pakt-Truppen eingefroren wurde. Trotz dieser langen Zeit ist den meisten dieser Verstoß gegen die Menschenrechte in lebendig-empörter Erinnerung.

Alle großen Zeitungen berichteten wieder über die damaligen Ereignisse und kommentierten die Entwicklung der CSSR in den letzten Jahren. Einige Zeitungen bereiteten in Serien schon in den vergangenen Wochen auf dieses denkwürdige Datum vor.

Auch die zwei Großparteien lassen es an Kommentaren nicht fehlen. Kein noch so langer Zeitablauf könne das Unrecht heilen, das 1968 in der CSSR verübt wurde, stellte ÖVP-Klubob- mann Alois Mock fest und forderte das Selbstbestimmungsrecht der Völker und die Respektierung der Menschenrechte. Die Junge Generation der SPÖ veranstaltete am 20. August ein Symposion im Wiener Palais Strudelhof. Ihr Vorsitzender, Albrecht Konecny, bedauert, daß die sowjetischen Panzer den Sozialismus mit menschlichem Antlitz unterdrückten, gab aber der Hoffnung Ausdruck, daß das Wachstum des demokratischen Sozialismus nicht endgültig verhindert werden könne. Nur KPÖ-Vorsitzender Franz Muhri erklärt sich mit dem Vorgehen der UdSSR solidarisch.

Die Aktionen zum Gedächtnis des 21. August 1968 begannen am Montag schon um 4.30 Uhr. Mitglieder der Jungen Generation der SPÖ entzündeten in der Nähe der tschechoslowakischen Botschaft in der Wiener Penzinger Straße Kerzen und legten zwei Kränze nieder.

Während des Tages konzentrierten sich die Aktionen in der Inneren Stadt rund um den Stephansplatz. Vom ÖCV wurde eine Werbeaktion mit großen Luftballons durchgeführt, um auf das Los mittelloser CSSR-Flüchtlinge aufmerksam zu machen. Der ÖCV wollte es nicht bei Demonstrationen bewenden lassen und bittet um konkrete Hilfe auf das Postscheckkonto Nr. 1260007 der Caritas-Zentrale unter dem Kennwort „CSSR-Flüchtlingshil- fe“.

Schon längere Zeit veranstaltet die Aktion „Initiative 21. August 1968“ eine Informationskampagne, der sich auch Amnesty International angeschlossen hat. In Dokumentationen, Broschüren und Ansprachen erklärt sie sich mit den Unterzeichnern der Charta 77 solidarisch und fordert die Durchführung der Bestimmungen der UN-Menschenrechtskonvention und des Abkommens von Helsinki. Die Aktion wird von Wiener Liedermachern und dem Straßentheater Nika Brettschneider unterstützt.

Auch ein am Sonntag begonnener, für zehn Tage angesetzter Hungerstreik eines CSSR-Emigranten gegenüber dem Wiener Aeroflot-Büro auf der Ringstraße zeigt, daß noch nichts vergessen ist.

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