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Der Weg vom Manierismus zum Barock

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Abgesehen von dem hochklingenden Namen „Da Veläzquez a Murillo, II siglo de oro in Andalu-sia" (Von Veläzquez zu Murillo -Das Goldene Jahrhundert in Andalusien) hat die derzeit in der Stiftung Cini auf der gegenüber dem Markusplatz liegenden Insel San Giorgio nichts von der pompösen Aufmachung mancher sogenannter „großer Ausstellungen" in Italien.

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Abgesehen von dem hochklingenden Namen „Da Veläzquez a Murillo, II siglo de oro in Andalu-sia" (Von Veläzquez zu Murillo -Das Goldene Jahrhundert in Andalusien) hat die derzeit in der Stiftung Cini auf der gegenüber dem Markusplatz liegenden Insel San Giorgio nichts von der pompösen Aufmachung mancher sogenannter „großer Ausstellungen" in Italien.

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Hingegen handelt es sich hier um eine mit fundiertem Wissen und großer Sorgfalt zusammengestellte Schau, die anhand einer für den Zuschauer richtig dosierten Anzahl von Werken, nämlich nur 50 Gemälden, die Entwicklung der spanischen Malerei im Goldenen Jahrhundert zeigt. Das 17. Jahrhundert war eine für die spanische Kultur sehr wichtige Periode, in der die Architektur des Barock, die Literatur eines Cervantes, Lope de Vega und Calderon entstand. Die Wiege der Malerei stand damals in Andalusien mit den Städten Cordoba, Granada und vor allem Sevilla. Dort vollzog sich der Übergang vom Manierismus zum Barock - ein Thema, das für die gesamte europäische Malerei von Bedeutung wurde.

„Diese Ausstellung bietet in gewissem Sinne eine Überraschung", erklärte Stefano Rosso-Mazzinghi, der Leiter der Stiftung Giorgo Cini, „da die in Andalusien entstandene Kunst des 17. Jahrhunderts im allgemeinen wenig bekannt ist, da sie aus einer Randregion der spanischen Halbinsel kommt, die in sich abgeschlossen blieb. Napoleon ist es zu verdanken, daß diese Kunstwerke wohl auch außerhalb Spaniens bekannt wurden. Nach seinen Raubzügen entdeckte

man diese Bilder und nahm sie im vorigen Jahrhundert in die europäischen Sammlungen auf. Diese Art zu malen beeinflußte die Künstler der Romantik in jener Zeit."

Rosso-Mazzinghi geht davon aus, daß die in Andalusien entstandene neue Kunstauffassung die gesamte spanische Malerei revolutionierte.

Auftraggeber waren in Sevilla meist geistliche Institutionen. Die naturalistischere Ausdrucksform ist in den etwas steifen, eher ausdruckslosen Figuren der „Hochzeit der Heiligen Ines" von Francisco Pa-checo und in der „Heiligen Familie" von Juan de las Roelas noch nicht wahrzunehmen. Erst bei der Darstellung des Heiligen Apostels Thomas, dem Meisterwerk des jungen Veläzquez, des Schülers und Schwiegersohnes von Pacheco, bricht die Naturkraft der Erneuerung durch: Monumental und menschlich zugleich ist er mit dem schweren ockerfarbenen Tuchmantel über der Schulter dargestellt. Buch und Lanze in Händen, mit ungläubigem Gesichtsausdruck, ein junger Mann aus dem Volk.

Es ist dies leider der einzige Veläzquez der

bis 27. Juni gezeigten Ausstellung.

Dann Francisco de Zurbarän, der wie viele andere hier gezeigte Künstler bisher nur wenigen Spezialisten bekannt war, mit seinem prachtvollen San Lorenzo, seinen wundervollen Stilleben oder dem unsagbar reizvollen Ausdruck seiner schlafenden Madonna mit Kind.

Die Madonnen von Alonso Cano sind teilweise ohne Heiligenschein dargestellt, sie muten wie Gemälde

von Frauen aus dem Volk an. Oder die Anbetung der Hirten von Jose Ruiz de Sarabia. In ein an Caravaggio gemahnendes Licht gehüllt ist eher eine Theaterszene aus einem Stück Lope de Vegas zu sehen, mit dem glänzenden Weiß der Leinengewänder, das auch noch die Eier im Korb eines Hirten erhellt.

Juan Valdes de Leal mit seiner Magdalena und Francisco de Horre-ra, der Jüngere, unterliegen schon deutlich dem Einfluß des Barocks.

Bartolome Esteban Murillo, dem letzten der drei hier vertretenen Generationen, wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Von den vier Bildern zur Parabel vom Verlorenen Sohn bis zur prachtvoll naturalistischen „Flucht aus Ägypten" oder der barok-ken „Immacolata mit Kind" mit ihren wie von einem Schleier überdeckten Farben ist bei ihm die Entwicklung zum Barock zu verfolgen.

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