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Priesternadiwudis: Alarmstufe I

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Auf dem ganzen westeuropäischen Kontinent fällt die Zahl der Priesterberufe absolut oder relativ.

Im allgemeinen herrscht in den verschiedenen Ländern mehr oder weniger Ratlosigkeit vor, wie dieser beängstigenden Entwicklung zu begegnen ist. Die Krise auf dem Gebiet der Priesterzahlen zwingt nämlich zu Maßnahmen, den Bedarf an Seelsorgern im eigenen Land zu decken, aber es müssen auch die nun eingegangenen Verpflichtungen in den Missionen, die mitunter nicht weniger dringend sind, erfüllt werden. Die Lage in den Missionen wird noch durch die Tatsache verschärft, daß die junge Kirche der Missonsläinder noch lange auf die Unterstützung durch Personal, also vor allem auf Priester aus den europäischen Ländern angewiesen sein wird. Auch herrscht in vielen Gebieten der Welt, z. B. bekanntlich ln Lateinamerika, eine noch größere Priestemot als in Europa.

Um einen Überblick zu gewinnen, ist es notwendig, die Statistiken der verschiedenen Länder durchzusehen. Als Grundlage diene hierzu der durch die Organisation „Pro mundi vita“ vor kurzem ausgearbeitete Rapport.

Die Organisation „Pro mundi vita“ beschäftigt sich vor allem mit den Schwierigkeiten der katholischen Kirche in Ländern, wo sie sich nicht selbst aus eigener Kraft erhalten kann. Da diese Probleme eng mit der Situation in Europa Zusammenhängen, hat diese Organisation die Priesterzahlen in Europa seit der Jahrhundertwende untersucht. Der Rapport bietet Zahlen aus den Ländern des Nordens, England, Belgien, Frankreich, Deutschland, Luxemburg, Italien, Portugal, Spanien und der Schweiz. „Pro mundi vita“ weist zu Beginn dieses Rapports darauf hin, daß das Zweite Vatikanische Konzil öfters auf die Pflicht der priesterreichen Länder hingewiesen hat, den Ländern, die mit Priesternot zu kämpfen haben, hilfreich unter die Arme zu greifen. Allerdings — so wird in dem Rapport bemerkt — muß man an diese Aufgabe mit großer Vorsicht heran- gehan, damit der im großen und ganzen günstige Zustand verschiedener europäischer Länder nicht in das Gegenteil umschlägt.

Wende in den Niederlanden

Die Niederlande hatten lange eine positive Entwicklung auf dem Gebiet der Priesterzahlen zu verzeichnen, die nur noch mit Irland verglichen werden kann. In der Zeit von 1855 bis 1952 nahmen die Priesterberufe um mehr als 600 Prozent zu, während die Bevölkerungszahl nur um 300 Prozent gestiegen war. Besonders auffallend in dieser Entwicklung ist die Zahl der Weltgeistlichen. Von 14 Priesterweihen im Jahre 1855 stieg die Zahl auf 289 im Jahre 1952. Das bedeutet ein Ansteigen der Säkularkleriker um 2000 Prozent. Zur Zeit ist von drei niederländischen Priestern einer ein Weltgeistlicher, einer ein Mönch und einer ein Missionar. Man versucht, die große Zahl der Priesterberufe durch die hohe Geburtenrate der niederländischen Katholiken und durch die große Zahl von kleinen Seminarien und Juvenaten zu erklären.

Allerdings nimmt die Bedeutung der kleinen Seminarien in den letzten zehn Jahren immer mehr ab. Die absteigende Tendenz der Studentenzahlen setzt sich bis zur Priesterweihe fort. Während in der Zeit von 1930 bis 1943 jährlich" durchschnittlich 391 zu Priestern geweiht wurden, davon 106 Welt- und 285 Ordenspriester, fiel der Jahresdurchschnitt in den Jahren 1947 bis 1957 auf 357 Priesterweihen und in der Zeit von 1958 bis 1963 auf 326 Neupriester.

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