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DER ALTE UND DER NEUE TOD

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Die Fortschritte der Wissenschaft haben das Leben-der Menschen verlängert.“ Die “sogenannte-* mittlerer Lebenserwartung der* * österreichischen Bevölkerung betrug beispielsweise um die Jahrhundertwende noch 39 für den Mann und 41 für die Frau und ist seither auf 64 beziehungsweise 70 gestiegen. Gemessen an anderen Ländern bedeutet das einen beachtenswert gesunden Stamm, wenn wir uns darin auch nicht mit den Rekordhaltern in Skandinavien, USA, Neuseeland u. a. messen können.

Die gleiche Quelle, aus der wir diese Kenntnisse -schöpfen, der nun zum zweiten Male gründlich und fachmännisch bearbeitete „Bericht über das Gesundheitswesen in Österreich“, bezogen auf 1958 und gemeinsam verfaßt vom Sozialministerium und Statistischen Zentralamt, berichtet Erfreuliches auch von der Besserung der Säuglingssterblichkeit, die in einem Jahr von 44,2 auf 40,7 pro 1000 Lebendgeborenen zurückgegangen ist (1900 noch: 225,9!). Fachleute meinen freilich, daß auf dem Gebiet noch lange nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind und die Zahl durch weitere Maßnahmen weiter gesenkt werden könnte.

Auch der Geburtenüberschuß ist — von dem trostlosen Fall Wiens abgesehen — im gesamtösterreichischen Durchschnitt befriedigend. Er ist in den vier Jahren 1955 bis 1958 absolut von 23.580 über 29.003 und 29.414 auf 33.775 oder in Verhältniszahlen von 3,4 über 4,2 und 4,2 auf 4,9 pro 1000 Einwohner gestiegen. Die „Netto-Reproduktionszahl“ („1“ bedeutet, daß die Bevölkerung gleichbleibt, „unter 1“ = Abnahme, „über 1“ = Zunahme) beträgt für Österreich allerdings nur die magere Dynamik von 1,11. Hinter uns liegen darin nur Spanien, Belgien und Westdeutschland, alle anderen europäischen Staaten nehmen stärker zu (Spitze: Island, Polen und Irland).

Hinter diesem im ganzen erfreulichen Bild Österreichs stehen aber die Gespenster der unentwegt zunehmenden Krebs- und Herzsterbefälle auf. Mit 246,2 Krebsgestorbenen auf 100.000 Einwohner stand Österreich im Jahre 1948 an erster Stelle aller europäischen Staaten, mit 347,5 an Herzkrankheiten Gestorbener auf 100.000 an dritter Stelle hinter England und Irland. Seither hat sich die Situation in Österreich noch verschlechtert: 1958 starben 17.471 Menschen an Krebs, das sind 249 auf 100.000 Einwohner. Auch im Zeitalter höchstentwickelter Wissenschaften gebiert so jede Generation ihren eigenen Tod und sorgt dafür, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen.

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