6804411-1971_50_13.jpg
Digital In Arbeit

Mario del Monaco

Werbung
Werbung
Werbung

Zugunsten der Aktion „Künstler helfen Künstlern“ gab der international bekannte Tenor Mario del Monaco im Großen Musikvereinssaal ein Konzert mit einem Programm, das aus geistlichen Gesängen mit Orgelbegleitung zusammengestellt war. Der enthusiastische Empfangsapplaus, den man dem in Wien schon längere Zeit nicht mehr gehörten Künstler bereitete, war gegenüber den stimmlichen Leistungen des Tenors, an denen die Abnützungserscheinungen der Zeit nicht spurlos vorübergegangen sind, nicht ganz (adäquat. Was die Stärke del Monacos heute noch ausmacht, ist die unerhörte Schlagkraft und der phänomenale •

Glanz seiner hohen Töne, denen eine steife Tiefe und eine etwas enge Mittellage gegenüberstehen. Der Sänger weiß natürlich genau, wie er z. B. mit einem strahlenden, leuchtkräftigen hohen A in Stradellas „Pieta signore“ sein Publikum begeistern kann. Daß man aber den ganzen Abend kein Piano hörte und in Bizets „Agnus dei“ sowie in Cäsar Francks „Panis angelicus“ die erwünschte Legato-Kantilene sich nicht einstellen wollte, war mit Bedauern festzustellen. Einen Reißer trivialster melodischer Erfindung wie das „Domine deus“ aus Rossinis „Petite messe solenelle“ hätte man im Programm vermissen können. Ob das „Auf Wiedersehen in der Oper“, das Monaco am Schluß des Abends dem Publikum zurief, wunschgemäß vorteilhaft für den Künstler ausfallen wird, ist abzuwarten.

Zwei Drittel des Programms bestritt der Münchner Organist Elmar Schloter, ein Schüler und zeitweiliger Vertreter Karl Richters in dessen Münchner Agenden. Schloter verstand es, sehr dezent und geschmackvoll in der Registerwahl die Arien Monacos zu begleiten, bewährte sich aber auch als Solist in dem stilkundig interpretierten Präludium und in der Fuge D-Dur von Johann Sebastian Bach. Er spielte die Werke keineswegs als Anhänger einer heute so beliebten Orgelromantik mit den ein Orchestertimbre vertauschenden Attributen, sondern mit dem der Zeit ihres Entstehens am ehesten entsprechenden herberen Orgelklang des Barocks, dabei richtig in der Wahl der Tempi und mit natürlicher, modifizierter Agogik. Liszt, Reger und Rheinberger ergänzten das von dem jungen Künstler gespielte Programm. An dem Erfolg des Abends hatte Schloter berechtigten Anteil.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung