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Quo vadi$ Jugoslawien?
Warum ist das Staatspräsidium so zerstritten, daß es keine wirksamen Beschlüsse fassen kann? Warum ist die jugoslawische Bundesregierung gelähmt? Weil die Gemeinsamkeiten innerhalb Jugoslawiens verweht, verdunstet, aufgebraucht sind. Es gibt keine zentrale Partei mehr. Die Ansichten über künftige Wirtschaftsmechanismen gehen weit auseinander, von Ideologie ist überhaupt nicht die Rede, wohl aber in zunehmendem Maße von Demokratie, von Pluralismus.
Und doch gibt es eine immer deutlichere neue Gemeinsamkeit: Die nackte Angst. Angst vor einem Bürgerkrieg. Nur Serbien setzt sie um in Aggressivität, in eine unentwegte Drohgebärde. Wann immer Widerstand gegen serbische Maßnahmen auftaucht, droht die serbische Führung mit dem Einsatz der Armee. Oder sie droht, sich über innerjugoslawische Grenzen hin-
wegzusetzen, um einen serbischen Staat zu schaffen.
In diesen Tagen wurde eine akute Krise vorübergehend überwunden, weil sich alle Spitzenpolitiker an einen Tisch gesetzt hatten. Dabei hat die Armeeführung feierlich erklärt, daß sie niemals gegen die neuen Demokratien Slowenien und Kroatien vorgehen würde.
Ist das ein Fortschritt für Jugoslawien? Überhaupt nicht, sagen die Beteiligten, denn es fehlt ein Konzept für die Zukunft, das eine Gemeinsamkeit herstellen könnte. Jeder Vorschlag scheitert an den radikalen serbischen Forderungen und der ebenso radikalen Weigerung der anderen, sich serbischer Diktatur zu beugen.
Ergo: Nur ein anderes Serbien könnte eine Zukunft Jugoslawiens - in welcher Form auch immer -möglich machen.
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