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Schlecht gemacht
Vor einigen Wochen habe ich mich in dieser Kolumne für die Einführung von Bankgebühren ausgesprochen. Weil ich der Uberzeugung war und bin, daß es eine sinnlose Vergeudung von Volksvermögen ist, wenn rund ein Prozent der Summe der Wertschöpfung unserer Volkswirtschaft für die Abwicklung des Zahlungsverkehrs herhalten muß und durch eine vernünftige Steuerung des Zahlungsverkehrs Milliardeneinsparungen möglich wären.
Und weil ich es für ungerecht halte, daß diese Kosten zum Großteil nicht von jenen getragen werden, die sie verursachen, sondern pauschal von den Kreditnehmern (die deswegen höhere Zinsen zahlen müssen) oder den Einlegern (die deswegen niedrigere Zinsen bekommen).
Unsere Banken und Sparkassen hätten sich Verdienste erwerben können, hätten sie diese Zusammenhänge aufgezeigt und nach einer umfassenden Aufklärungsarbeit die Konsequenzen aus diesen Zusammenhängen gezogen. Sprich, Gebühren eingeführt, die durch ihre Strukturierung diese Lenkungsfunktion erfüllen und die in ihrer Höhe auf das Verständnis vernünftiger Kunden gestoßen wären.
Statt dessen haben sie mit einer Nacht- und Nebel-Aktion, in die sie sich vom Finanzminister hetzen ließen, einer an sich vernünftigen Sache auf lange Sicht nicht wiedergutzumachenden Schaden angerichtet.
Es ist völlig unverständlich, wie gut ein Dutzend hochqualifizierter, erfahrener Banker auf die Idee kommen konnte, ohne jede Vorbereitung ihrer Kunden mit Gebührenvorstellungen an die Öffentlichkeit zu gehen, deren Höhe ganz einfach einen Proteststurm auslösen und deren Strukturierung den Verdacht aufkommen lassen mußte, daß es nicht um die volkswirtschaftlich erwünschte Steuerung des Zahlungsverkehrs, sondern ums Kassieren geht.
Denn just jene Transaktionen, die den Kreditinstituten die höchsten Verwaltungskosten verursachen, nämlich die Barabhebungen und die Bareinzahlungen, sollten nach dem ursprünglichen Konzept gebührenfrei bleiben, die automationsgerechten (und damit kostensparenden) Zahlungsvcrkehrsin-strumente (Uberweisung, Dauerauftrag etc.) dagegen mit Gebühren bestraft werden.
Ich halte es freilich für falsch, wegen dieses ebenso unnötigen wje blamablen taktischen Fehlers jetzt den totalen Rückzug anzutreten und den Wunsch nach Gebühren aufzugeben.
Die Kosten fallen ja nach wie vor an, die Bankleistungen werden ja nicht dadurch preiswerter, daß der Kunde den Preis dafür nicht extra ausgewiesen bekommt, sondern halt anonym bezahlt. N
Deshalb sollten sich Politiker aller Coleurs hüten, sich als Anti-üebühren-Streiter zu profilieren: Der „kleine Mann", den sie angeblich schützen wollen, könnte ihnen die Rechnung dafür präsentieren, wenn er die Bankkostenrechnung einmal durchschaut.
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