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Streik ins Leere

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Mit etwas mehr Selbstvertrauen der Regierung Moro hätte der von den Kommunisten geleitete Allgemeine Gewerkschaftsbund (CGIL) mit seinem Streik der Staatsangestellten am 3. und 4. April ein völliges Debakel erlitten. Während der Streik am 5. Februar wegen des Mitziehens der christdemokratisch inspirierten CISL und der sozialdemokratischen UIL fast lückenlos war und die öffentlichen Dienste lahmlegte, weigerten sich diesmal die beiden demokratischen Arbeiterbünde, die autonomen Gewerkschaften und sogar der stark linksgerichtete Verband der Lokomotivführer, eine geschlossene Front zu bilden. Der Streik ist somdt nur im Eisenbahnverkehr fühlbar geworden, aber er wäre ganz zusammengebrochen, wenn die Regierung Militär für die Überwachung der Bahnübergänge aufgeboten und am zweiten Streiktag, als die Situation fast normalisiert war, das Publikum davon zeitgerecht in Kenntnis gesetzt hätte. Die Züge fuhren, aber sie waren leer.

Die Schlappe wird der CGIL zu denken geben und dürfte ihre politischen Rückwirkungen haben. Die Niederlage ist nämlich dreifach: Zunächst hat sich herausgestellt, daß die Streikbeteiligung unterhalb der von der CGIL angegebenen Anzahl Ihrer Mitglieder geblieben ist; zweitens hat die CGIL den von ihr unentwegt propagierten Gedanken der gewerkschaftlichen Einheitsfront selbst durchbrechen müssen; schließlich hat sie sich dank der geschickten Argumentation der Regierung gegenüber den Massen der Industriearbeiter ins Unrecht gesetzt.

CISL und UIL haben sich nämlich dem Appell der Regierung an die Vernunft der „treuesteh Diener des Staates“, seiner eigenen Angestellten, gebeugt, nicht, mit irrationalen Forderungen die Inflation der Lira zu beschleunigen, und begnügten sich mit den schon zugesagten finanziellen Verbesserungen in der Höhe von zirka 15 Milliarden Schilling, zahlbar in drei Bilanzjahren. Die CGIL hingegen verlangte zusätzlich zirka 8 Milliarden Schilling in vier Jahren. Dem setzte die Regierung, zum erstenmal, ein festes Nein entgegen. Um die CGIL zufriedenzustellen, hätte die Notenpresse beansprucht werden müssen, im gleichen Augenblick, da im Zuge der Rettungsmaßnahmen für die Lira der Industrie die Kredite verweigert werden, diese zu Arbeitszeitkürzungen und Entlassungen gezwungen ist. was der Arbeiterschaft große Opfer auferlegt. Aber auch gegenüber diesen Begründungen blieb der kommunistische Gewerksehnftsvor-band taub und rief schließlich den Streik aus.

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