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Warum die USA auf dem Balkan versagten

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Als Verräter an den Werten der USA und als Karadzic-Kumpan wird Bill Clinton wegen seiner Zurückhaltung im Falle Bosniens beschimpft.

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Als Verräter an den Werten der USA und als Karadzic-Kumpan wird Bill Clinton wegen seiner Zurückhaltung im Falle Bosniens beschimpft.

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Es gibt einen Grund für das amerikanische Zögern, über den niemand öffentlich spricht und der in den Medien verständlicherweise nicht angesprochen wird: die Rassenfrage. Umfragen haben ergeben, daß die überwiegende Mehrzahl der Schwarzamerikaner gegen ein Eingreifen in Bosnien ist: Somalia, yes. Bosnia, no! Schwarze GIs wollen nicht länger die Kriege der weißen Männer kämpfen.

Diese Haltung wird von wenigstens sechs afrikanischen Staaten - angeführt von Simbabwe - geteilt; verkörpert wird sie von UN-Generalsekretär Boutros-Ghali.

General Colin Powell, ein Schwarzamerikaner, bis vor kurzem Stabschef der US-Streikräfte, hat zwar nie auch nur mit einem einzigen Wort auf die Stimmung unter den Schwarzen angespielt, aber er hat sie sich zunutze gemacht, indem er zum Hauptgegner eines militärischen Eingreifens der Amerikaner in Bosnien wurde.

US-Firmen verbinden mit Ex-Jugoslawien gute Reminiszenzen. Belgrad verkaufte nämlich Waffen an Staaten, mit denen die USA auf schlechtem Fuß standen, zum Beispiel Irak, Libyen, Nordkorea und Syrien. Indirekt bezogen jene also amerikanische Waffen, da es sich um Lizenzvergaben handelte. Offiziell aber erhielten sie diese von der blockfreien Brudernation Jugoslawien.

Entscheidend für die Verknüpfung amerikanischer und jugoslawischer Interessen ist eine Gruppe , amerikanischer Geschäftsleute ser-. bischer Herkunft, die sich voll und ganz dem großserbischen Nationalismus verschrieben haben, ähnlich wie Milan Panic, der lange Zeit zu den Schlüsselfiguren dieser serbischen Lobby in den USA gehörte.

Die US-Serben sind zahlenmäßig und wirtschaftlich stärker als die US-Kroaten, vor allem verfügen die Serben über stärkeren Einfluß im Getriebe der amerikanischen Politik.

Das gilt in noch stärkerem Maße für Kanada, weshalb die pro-serbische Haltung des ehemaligen Kommandeurs der UNO-Truppen in Ex-Jugoslawien, General Macken-zie, nicht überraschen sollte. Er ist einer der wenigen, der sich offen zu seiner Einstellung bekennt und heute als Propagandist der großserbischen Sache auftritt.

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