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Erster Schritt nach Europa
Es war genau fünf Jahre nach Kriegsende, am 9. Mai 1950 -vor 45 Jahren - daß Frankreichs Außenminister Robert Schu-man in einer Regierungserklärung den später nach ihm benannten Plan zu einer schrittweisen Einigung Europas vorlegte.
Der gebürtige Luxemburger, Mitbegründer des Mouvement Republi-cain Populaire, Ministerpräsident Frankreichs 1947/48, erkannte sehr deutlich, daß eine europäische Einigung unmöglich wäre, solange der jahrhundertealte Gegensatz zwischen Deutschland und Frankreich nicht beseitigt würde. Denn das gegenseitige Mißtrauen hatte immer wieder zur Aufrüstung auf beiden Seiten und zum Krieg geführt.
Schumans Plan einer gemeinsamen Oberaufsicht über die deutsche und die französische Produktion von Kohle und Stahl - als Grundlage jeder Rüstungsproduktion - war nicht die erste Initiative in Richtung Europa nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen. Auf Anregung Richard Coudenhove-Kalergis war 1947 die Europäische Parlamentarische Union der Parlamentarier gegründet worden. 1948 entstand der Europäische Wirtschaftsrat (OEEC) und 1949 der Europarat. Aber sie alle ließen die Souveränitätsansprüche der Einzelstaaten unberührt.
Erst die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion) griff hier ein. Sie sollte einen gemeinsamen Markt schaffen, durch den die Modernisierung und Rationalisierung der durch den Krieg schwer geschädigten Schwerindustrie - gemeinsam - angetrieben werden sollte.
Am 18. April 1951 unterzeichneten die Vertreter Deutschlands, Frankreichs, Italiens und der drei Benelux-Staaten den Gründungsvertrag. Aus der Montanunion entstand 1958 die EWG. Aus den sechs Mitgliedstaaten des Starts wurden zwölf und schließlich, durch den Beitritt Österreichs, Schwedens und Finnlands 1995 fünfzehn, die ihre Gemeinschaft nun Europäische Union nannten.
Bobert Schuman präsidierte von 1958 bis 1960 dem Europa-Parlament. Er starb 1965 in Sky-Chazelles bei Metz.
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