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Eine evangelische Stimme zum Konzil

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Generalsekretär Dr. Visser't Hooft, der seit der Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen im Jahre 1948 höchster Funktionär dieser weltumfassenden Organisation ist und der durch seinen Einblick und seine jahrzehntelange Arbeit in der ökumenischen Bewegung als einer der besten Kenner der ökumenischen Situation gilt, gab im Auditorium maximum der Wiener Universität bei einem Vortrag über „Unsere ökumenische Aufgabe im Lichte von Neu-Delhi“ seinen Gedanken Ausdruck. Dr. Visser't Hooft stellte die Weltkirchenkonferenz von Neu-Delhi und den Ökumenischen Rat überhaupt als ein beglückendes Erlebnis dar, wo man sehen könne, wie das Evangelium den Sieg über die Uneinigkeit erringe. Die heutige Zeit sei im ViMnnderen Maße durch den Auf-

bruch zur Vereinigung aller Christen charakterisiert. Nicht als ob im Ökumenischen Rat die angestrebte Einheit des einen apostolischen Glaubens, der Verkündigung des einen Evangeliums und der Gemeinschaft der Sakramente und des Gebetes schon erreicht sei, vielmehr — sagte Generalsekretär Visser't Hooft — sei eine große Zahl von Christen aufgebrochen, wie einst Abraham, zu einer Reise, deren Ziel noch unsichtbar sei, im Vertrauen auf Gott und die Führung des Heiligen Geistes.

Durch die Aufnahme der russischen, rumänischen und bulgarischen orthodoxen Kirche habe der Weltkirchenrat in Neu-Delhi eine bedeutende Bereicherung erfahren. Die jungen Kirchen Afrikas und Asiens hätten zum erstenmal im Gespräch die Tiefen und die Fülle der östlichen Tradition erlebt. Die Aufgaben für alle Teilnehmer in Neu-Delhi bestünden vor allem in der Fortführung dieses Gesprächs untereinander und auch mit anderen und in der Besinnung auf die missionärischen und sozialen Aufgaben. Jede einzelne Kirche habe ferner die geistige und moralische Verpflichtung, an ihrem ganz bestimmten Ort das erwartete Ideal der einen Kirche anzustreben.

Zum kommenden Vatikanischen Konzil erklärte Dr. Visser't Hooft, daß die Kirchen des Ökumenischen Rates für das Konzil beten würden, genau wie katholische Bischöfe auch für die Weltkirchenkonferenz hätten beten lassen. Keine Zeit habe noch ein solches brüderliches Interesse und Verhältnis zwischen Katholiken und den übrigen Kirchen gehabt. Man dürfe vom Konzil nichts Unmögliches verlangen. Eine Einladung, zum Konzil Beobachter zu schicken, würde mit Freude angenommen werden, erklärte Generalsekretär Visser't Hooft, und es müsse alles unternommen werden, die Anstrengungen um die Einheit zu unterstützen und, wenn auch erst in Generationen, die Einheit der Christen und Kirchen zu erreichen.

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