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mozaik

DISKURS
mozaik - © Illulstration: Rainer Messerklinger

„Die Balkaner haben Rhythmus im Blut!“ – Haben sie?

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In der Hauptschule attestierte der Musiklehrer Herr M. FURCHE-Redakteurin Manuela Tomic ein gutes Rhythmusgefühl, weil sie vom Balkan sei. Über Klischees und Ausländerbehörden.

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In der Hauptschule attestierte der Musiklehrer Herr M. FURCHE-Redakteurin Manuela Tomic ein gutes Rhythmusgefühl, weil sie vom Balkan sei. Über Klischees und Ausländerbehörden.

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Im Unterricht ließ mich der Musiklehrer Herr M. immer die schwierigsten Takte wiederholen. Wenn ich diese korrekt nachklatschte, rief er in die Klasse: „Die Balkaner, die haben den Rhythmus im Blut!“ Zwölf Jahre später saß ich an einem kalten Wintertag mit einem amerikanischen Freund in der Ausländerbehörde in Berlin, weil wir beide unsere Visa verlängern mussten. Die Stimmung war angespannt, um uns herum saßen viele Familien mit Kindern. Wir wurden ins selbe Stockwerk verwiesen und warteten. Nach einer Weile bemerkte mein Freund süffisant und mit amerikanischem Akzent: „Es gibt nur einen Ort, an dem die Balkaner nicht tanzen: Es ist die Ausländerbehörde.“ Ich musste auflachen. Auch ich mache gerne Balkanwitze und erfülle viele Klischees der lustigen Südosteuropäerin. Oft zu meinem Vorteil. Doch wo verläuft die Grenze zwischen Spaß und der nötigen Ernsthaftigkeit, mit der man etwa den Journalistenberuf ausübt? In dieser Kolumne? Ich möchte mich von den Klischees lösen, sie mir vom Leib schreiben. Das habe ich mir fest vorgenommen. Wird schwierig. Ich tanze wirklich für mein Leben gern.

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