Journalistenreise
Diese Woche geht es in der Kolumne von Manuela Tomic um eine beinnahe traumatische Erfahrung als Jungjournalistin.
Diese Woche geht es in der Kolumne von Manuela Tomic um eine beinnahe traumatische Erfahrung als Jungjournalistin.
Mit 22 wollte ich Auslandskorrespondentin werden. So flog ich mit einer berühmten deutschen Journalistin nach Sarajevo, um von ihr zu lernen. Bereits im Flieger mussten wir uns auf die ersten Interviews vorbereiten. Wir dürfen keine Zeit verschwenden, sagte sie mit unerbittlicher Miene. Doch als wir in Sarajevo landeten, ging alles schief. In den Islamschulen, den madrasas, hatte ich zu enge Kleidung an, beim Übersetzen stotterte ich, und ein bellender Schäferhund brachte mich eines Nachts vor der taffen Reporterin zum Weinen. Nach wenigen Tagen wurde ich krank. Beim Rückflug erklärte mir die Journalistin, dass ich für den Job der Auslandskorrespondentin völlig ungeeignet sei. Ich blickte aus dem kleinen Fenster des Flugzeugs, und die Lichter Sarajevos blinzelten mir nervös zu. Vier Jahre lang schrieb ich keine einzige Reportage mehr. In Sarajevo war ich bis heute nicht. Was, wenn mir die deutsche Journalistin mit Mappen voller Recherche am Gate auflauert, um mich anzubellen?