6675307-1961_18_15.jpg
Digital In Arbeit

Ein Faulkner-Film

Werbung
Werbung
Werbung

Über die Schockwirkung der neueren amerikanischen Prosaisten und Bühnendichter im Film, das heißt in der Masse des europäischen Publikums, ist hier schon öfter die Rede gewesen. Es ist auch diesmal wieder Anlaß, einen Film, „G e- ständnis einer Sünderin“, gegen ein vorschnelles Urteil des Publikums — und der zünftigen Kritik in Schutz zu nehmen. Die schwierige textliche Kompilation zweier zeitlich weit auseinanderliegender Werke William Faulkners, „Sanctuary" (1931) und „Requiem for a Nun“ (1952), ist erstaunlich gut gelungen. Erspart bleibt uns auch diesmal nichts: nicht die sexuelle Hörigkeit des Gouver- neurstöchterls einem Gangster gegenüber, ihre Flucht in eine überklebte Anständigkeit, der Rückfall und nicht ihr Insich gehen durch das unfaßbare Opfer einer Negerin, die das Kind des Mädchens ermordet! Faulkners bekannter Mythos — der Mensch zwischen Trieb und überirdischen Mächten, hier auf Erden in dei Regel zum Scheitern verurteilt — erhält hier durch die außerordentliche Sublimierung des menschlichen Opferbegriffes eine starke Vertiefung. Der anspruchsvolle, nicht jedermann „zugängliche“ Film ist dicht inszeniert und glänzend gespielt.

Ein Wurf ist Hollywood wieder einmal durch einen Westerner der Sonderklasse gelungen. „Die glorreichen Sieben“ sind eine Söldnertruppe, mit deren Beelzebubs man die Teufel (mexikanische Banditen) austreibt. Wie das geschieht, ist wahrhaftig sehenswert. Da und dort klingen ,,Misfits“-Töne an: um wieviel menschlicher ist Seßhaftigkeit als Strauchrittertum! In großen Rollen: Yul Brynner und — Horst Buchholz I Eine süße Novelle, sozusagen aus Frankreichs Alter Welle, ist „Die kleine Pariserin", ein blutiger Hohn auf modernes Teenagerstar-Management der englische Film „Expresso Bongo", während der deutsche Jugendproblemfilm des Ehepaares Käutner, „Zu jung für die Liebe“, wieder einmal gänzlich verunglückt ist.

Früher als in anderen Jahren beginnen wiederaufgeführte Filme einen Bestandteil des vorsommerlichen Kinoprogramms auszumachen. Auch diesmal haben die neuen Filme Mühe, sich gegen Reprisen wie den Garbo-Film „N i n o t s c h k a“. den Käst- ner-Film „Das fliegende Klassenzimmer“ und den Gerard-Philipe-Filin „Liebling der Frauen“ zu behaupten.

F i 1 m s c h a u (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Österreich): II (Für alle zulässig, ab 10): „Geisterland der Südsee“ — III (Für Erwachsene und reifere Jugend, etwa ab 16): „Die Diktatoren“ , „Eine Nacht in Campione“ — • (Für Erwachsene): „Die glorreichen Sieben“, „Formicula", „Der Boß kennt kein Erbarmen“, „Gaunerehre", „Geständnis einer Sünderin“ , „Des Satans Satellit", „Feind im Rücken“, „Wilder Strom“, „Die kleine Pariserin“ — IVa (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Wilde Unschuld“, „Geliebte Hochstaplerin", „Am- phitryön", „Expresso Bongo“, „Callaghan ist wieder da“, „Vor Hausfreunden wird gewarnt“ — IVb (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Nackte Furcht" — • (Abzuraten): „Das Mädchen mit den schmalen Hüften“, „Zu jung für die Liebe“, „Der Garten Eden“.

= sehenswerte Filme.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung