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Die Stadt der großen Ernüchterung

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Es lohnt sich nicht, eine Woche mit einem halben Dutzend Kriminalfilmen, Kriminalkomödien, Revuen und Abenteuern im einzelnen näher anzuleuchten, wenn uns das Nervenzentrum , des Weltfil'ms, Hollywood, wieder einmal mit aufregendem Freimut Einblick in die reservatesten Kammern seines Betriebes gibt.

„The Bad and t h e B e a u t i f u I“ ist zwar mit dem deutschen Titel „Stadt der

Illusionen“ reichlich flach übersetzt, denn im schwankenden Auf- und Abstieg des Produzenten Jonathan Shields geht es wahrhaftig um das Böse und das Schöne schlechtweg, eine scharfe und zutreffende Antithese (und Synthese!) des Films überhaupt, die schon vor Jahren einmal im Titel eines Cocteau-Märchens angeklungen hat. Jonathans Aufstieg geht über Leichen, über drei brutal genützte und ausgepreßte Schicksale: die Demütigung eines Freundes, die seelische Zerrüttung einer liebenden Frau und die gewaltsame Vereinsamung eines Mitarbeiters. Dies alles wird „ohne Illusion“, mit einer Art eiskalten Glut, erzählt. Und es mag in tausend Fällen zutreffen, ja vielleicht zum Teil im „Betrieb“ eingeschlossen sein. Dann aber kommt da Diabolische dieses Films. Der Film stellt nach einem virtuosen „Umschlag“ fest, daß diese drei Getroffenen, die indessen einen steilen Weg aufwärts gegangen sind, während Jonathan abgerutscht ist, ihrem Züchtiger im Grunde dankbar sein müßten für die Prügel und ihren Dank auch durch die Mitwirkung an seinem Come back sichtlich Ausdruck hi verleihen verpflichtet seien. Und hier stockt uns der Atem. Das Böse und das Schöne, die zwei Möglichkeiten des Films, solcherart in Abhängigkeit 2u bringen, daß das Böse des Films fortzeugend

Schönes müsse gebären, kann wohl nicht anders denn als fintenreiches Alibi Hollywoods angesehen werden.

Das Plädoyer hat Schwung, Elan: Vincente Minneiiis Regie und die Hauptrollen Kirk Douglas', Lana Turners u. a. Das Gericht aber ist unbestechlich und kann kein anderes Urteil als „Schuldig“ sprechen: gegen Jonathan Shields; gegen „Stadt der Illusionen“ und gegen ihren Filmbetrieb.

*

Filmschau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Oesterreich), Nr. 33 und 34'III vom 2. und 9. September 1953: II (Für alle zulässig): „Die geheimnisvolle Insel“ — III (Für Erwachsene und reifere Jugend): „Ich und meine Frau“, „Der Onkel aus Amerika“, „Der Kegelkönig“, „Ein Cowboy lebt gefährlich“, „Schrei aus dem Dschungel“, „Nur für dich“ — IV (Für Erwachsene): „Der letzte Walzer“, „Zorros Sohn“, „Um Haaresbreite“, „Als die Rothäute ritten“, „Die Spur führt nach Berlin“ — IVa (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Meine Cousine Rachel“, „Stadt der Illusionen“ — IVb (Für Erwachsene mit ernstem Vorbehalt): „Eine Nacht in Venedig“ —V. (Abzuraten): „Arsen und' alte Spitzen“, „Die vertagte Hochzeitsnacht“.

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