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Ohne Furcht

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Es bedarf der ganzen politischen, militärischen und filmischen Freimütigkeit der Amerikaner, in einer Zeit, da sie noch Besatzungsmacht in Deutschland sind, einen Film wie „Stadt ohne Mitleid“ zu drehen. Der Film ist in einem Wiener Atelier und zwei deutschen Städten entstanden, unter der Spielleitung Gottfried Reinhardts, des Sohnes Max Reinhardts, und mit einem gemischten Darstellerteam, das das harte, markante Spiel Kirk Douglas’ irgendwie zu einem amerikanischen macht. Das Buch folgt einem Roman von Manfred Gregor und erzählt von vier amerikanischen Soldaten, die am Rande einer westdeutschen Stadt ein Mädchen vergewaltigen und körperlich wie seelisch übel zurichten. Ein überkorrekter, über- strenger Militärigeriohtsprozeß soll die Untat sühnen. Aber weder das Tribunal noch die racheschnaubende Stadt haben mit dem Ehrgeiz des Ex-offo-Verteidigers gerechnet. In dem Bestreben, seine vier Klienten vor dem drohenden Todesurteil zu bewahren, scheut er so gut wie kein Mittel, spielt Kriminalpolizei und Untersuchungsrichter und diffamiert schließlich vor Gericht die Kronzeugin — das Opfer der Tat. Von allen Seiten, besonders dem eigenen Vater und der mitleidlosen Stadt, im Stich gelassen und verfemt, sucht das Mädchen den Tod. — In einem Tempo, das vorerst keine Überlegung zuläßt, rollt der Film ab, immer wieder vorwärtsgepeitscht von einem glasharten Dialog und großartigen Darstellerleistungen (auch Christine Kaufmann in der schwierigen Rolle dejį Uögjficksmädchens, ist, .nicht . jgeMljfh i'tberfordert), Kirk Douglas,?dęr .Kįbtu,

und geschlossensten Rouen seiner steilen künstlerischen Laufbahn. Ist der Film vorüber, fragt man sich allerdings, was er — außer einer brillant abgewickelten kriminal-prozessualen Causa — eigentlich will. Die Stoßrichtung ist nicht eindeutig. Es geht zeitweise gegen die Besatzungsmoral, gegen die Todesstrafe, das Bild des Vaters lind der Tochter wird angekleckst, noch schlechter kommt die Gesellschaft der Stadt weg, und in einer Schwipsszene steht schließlich das Gericht selber vor Gericht: man solle es meiden, wo nur möglich, denn mechanisch und gnadenlos malmen seine Räder.. . Das ist nun zweifellos ein Fehler des Films, der ansonsten eine Menge Vorzüge aufzuweisen: hat, nicht zuletzt eine im Film bisher schlechtweg ungebräuchliche Delikatesse in. den heikelsten Bildern und Dialogstellen.

Mehr die großartige Landschaft und die neue Architektur des Landes als seine Menschen und seine Sorgen sind in dem deutschen Film Friedrich Wollenbergs, „Brasilien — Land der Zukunft“ gezeigt. Das ergibt Bilder von unerhörter Farbigkeit und Leuchtkraft, in die die Problematik der neuen ..Stadt aus der Retorte“, Brasilia, oder gar des ganzen Landes vielleicht gar nicht hineingepaßt hätte.

Aus dem unerschöpflichen Reservoir alter und neuerer Micky-Maus-Filme hat man unter dem Titel „M icky-Maus- Jubiläumsschau“ ein hübsches Feiertagsprogramm für die Kinder jedes Alters arrangiert Im rechten Augenblick sorgt ein lose angehängter Kulturfilm über japanische Taucherinnen dafür, daß man sich an den zuckersüßen Dingern nicht überißt.

Beste Reprise der letzten Zeit: der große Rassenfilm mit Mel Ferrer: „Eintritt verboten".

Filmschau (Gutachten der Katholischen Filmkommission für Österreich):

I (Zu empfehlen für alle, ab 10): „Eintritt verboten“ — II (Für alle zulässig, ab 10): „Wohin gehörst du, Angelo?“ — III (Für Erwachsene und reifere Jugend, etwa ab 16): „Vertraue keinem Fremden" , „Jenseits des Ruwenzori“ — IV (Für Erwachsene): „Stadt ohne Mitleid” , „Dinosaurus", „Wasser für Canitoga", „FPI räumt auf“ — IVa (Für Erwachsene mit Vorbehalt): „Jeder zahlt für seine Schuld", „Misfits — nicht gesellschaftsfähig“, „Viele Gesichter hat die Liebe“, „Schrei, wenn der Tingler kommt“, „Sappho, Venus auf Lesbos“, ..Die Rache der schwarzen Spinne“ — VI (Abzulehnen): Schießen Sie auf den Pianisten“. — empfehlenswerte Filme.

sehenswerte Filme.

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