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WERNER EGK „FURCHTLOSIGKEIT UND WOHLWOLLEN“

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In Wien weilt gegenwärtig der Komponist Werner Egk, um in der Volksoper die Premiere und die nachfolgenden drei Aufführungen seiner Oper „Die Zaubergeige“ zu dirigieren. Der gebürtige Bayer, so alt wie dies Jahrhundert, absolvierte seine Musik

studien in Augsburg und Frankfurt. Bereits 1929 begann er — als einer der ersten — am Rundfunk mit neuen musikalischen Formen zu experimentieren, indem er scheinbar zufällig, in Wirklichkeit aber raffiniert zusammengestellte Zeitungsnachrichten in Musik setzte. Aber nach 1933 gab es zunächst keine Aufträge mehr, und Egk fand Zeit, ein größeres Werk in Angriff zu nehmen. So entstand 1934 bis 1935 . seine erste Oper „Die Zaubergeige“ nach Pocci, die inzwischen über mehr als sechzig Bühnen gegangen ist.

Wichtiger als das in der Schule Erlernte waren für Egk die starken Erlebnisse und Impressionen, die er in frühen Jahren als Mensch und Musiker unmittelbar erfahren: Die Musik seiner bayrischen Heimat (einschließlich der Blasmusik), ein Kuraufenthalt in Italien (1925 bis 1927), seine Tätigkeit als Dirigent an der Berliner Staatsoper (1936 bis 1941, wo er den Operntheaterbetrieb genauestens kennenlernte), später dann die Begegnung mit Frankreich, der wir

einige seiner besten Instrumental- und Gesangskompositionen verdanken: „La Tentation de St. Antoine“, „Chanson et Romance“ — für das Festival von Aix en Provence geschrieben sowie die „Französische Suite“. Von 1950 bis 1953 war Werner Egk Direktor der Berliner Musikhochschule, die ihm ihren Wiederaufstieg verdankt. In jenen Jahren hat er kaum eine Note geschrieben, sondern nur organisiert und als Pädagoge gearbeitet. Seither lebt er als freischaffender Künstler in Lochham bei München.

Als Sujets für seine Opern — es sind bereits sieben — bevorzugt Werner Egk der Menschheit große Gegenstände, denen jeweils etwas „Leichteres“ an die Seite gestellt ist: „Columbus“ — „Die Zaubergeige“, „Peer Gynt“ — „Circe“, „Irische Legende“ (Nach Yeats) — „Der Revisor“ (nach Gogol) und als vorläufig letzte Oper „Die Verlobung in St. Domingo“ (nach Kleist), zu der das Pendant vorläufig noch fehlt.

Das Zentralproblem Egks und

seiner „ernsten“ Opern ist die Freiheit des Menschen und seine Verantwortlichkeit. Eines seiner frühesten Funkspiele, dessen Text sich Egk — wie allen späteren — selbst schrieb, heißt „Furchtlosigkeit und Wohlwollen“. Das könnte, als Motto, auch über Werner Egks Persönlichkeit und über seinem Werk stehen. In einem Geburtstagsartikel schrieb der bekannte Pionier der neuen Musik und Herausgeber der Zeitschrift „MELOS“: „Wenn du während des Krieges nach Berlin kamst, war es ratsam, aus der Telephonzelle bei uns anzurufen. Aber zu Hause bei uns haben wir alles gesagt, was zu sagen war, und wir waren uns immer einig.“ Was Werner Egk nicht nur als Musiker, sondern auch als Schriftsteller zu sagen hat, sagt er durchaus eigenwillig, mit Witz, Ironie, Treffsicherheit und Charme. Seine Musik zu hören bereitet sinnliches, von ihm Geschriebenes zu lesen geistiges Vergnügen. So hat er, mit gutem Recht, ein großes und dankbares Publikum.

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