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„Die Zaubergeige“ von Werner Esk

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Die Wiener Volksoper hat ihr Repertoire durch ein Werk bereichert, das genau in ihren Rahmen paßt, dessen Ansprüche mit dem Ensemble und dem Orchester voll befriedigt werden können — und das aller Voraussicht nach auch sein Publikum finden wird.

Das Sujet zu seiner 1935 uraufgeführten Oper „Die Zaubergeige“ fand Werner Egk als junger Musiker im Münchener Marionettentheater. Jenes Stück des Grafen Franz Pocci geht auf ein englisches Gedicht aus dem 15. Jahrhundert beziehungsweise dessen deutsche Dramatisierung von 1618 zurück, die den Titel trug „Historia von einem Bauernknecht und Mönchen, welcher in der Dornenhecke hat tanzen müssen“ (sie liegt auch dem Grimmschen Märchen „Vom Juden im Dornbusch“ zugrunde). Werner Egk hat in seinem Libretto die Handlung auf ihren Kern reduziert: Der Bauernknecht Kaspar ist mit seinem Leben unzufrieden und will „höher hinaus“. Mit Hilfe einer Zaubergeige gelangt er zu Ruhm und Reichtum — um den Preis der Liebe, die ihm zu guter letzt, als der Galgen droht, doch als das Höchste und Erstrebenswerteste erscheint.

Dazu schrieb Egk eine sehr eingängige, stark bayrisch getönte Musik, die sich polytonaler Schichtungen ebenso virtuos bedient wie pikanter Rhythmen (gewissermaßen Sublimierungen des bayrischen „Zwiefachen“ mit seinem ständigen Wech

sel von geraden und ungeraden Metren). Die einzelnen Partien singen sich gut, und der Orchesterpart bereitet auch einem konservativen Publikum kaum Schwierigkeiten. Dabei ist diese Musik, wenn man sie genau anhört, von bedeutendem Raffinement. Kein Wunder, daß sie in Verbindung mit dem handfesten Textbuch immer wieder Erfolg hat (die Wiener Volksoper ist, seit der Uraufführung von 1935, die 61. Bühne, die das Stück spielt, und zwar in der Neufassung, die der Komponist vor genau zehn Jahren vorgenommen hat). Als „Aufputz“ dienen auch die Balletteinlagen im dritten, fünften und achten Bild — ein Genre, mit dem Werner Egk gleichfalls bestens vertraut und erfolgreich ist.

Die Aufführung in der Volksoper kann als durchaus authentisch gelten, denn der Komponist hat nicht nur die Premiere dirigiert, sonderp sein Werk auch einstudiert. Der Stil der Ausstattung (Hainer Hill und Charlotte Fleming) ist der eines märchenhaften Realismus, mit gelegentlichen Abweichungen ins Phantastische und Groteske. Die Besetzung ließ kaum einen Wunsch offen: Kaspar — Lothar Ostenburg, Gretl — Dorit Hannak, die vornehme Dame Ninabella — Christiane Sorell, Amandus, ihr Verehrer — Rudolf Christ, der mächtige Zauberer Cuperus — Thomas O'Leary, der Vagabund Fangauf — Herbert Prikopa. Dann wird es ein wenig verwirrend, denn den reichen Gul

densack spielt Georg Schnapka und den Schnapper — Günther Adam. Sie alle wurden von Wolfgang Liebeneiner als Spielleiter in ständiger, aber disziplinierter Bewegung gehalten, was man vom Ballett leider nicht behaupten kann. Hier schien es weniger an Proben, wie an ständigem Training gefehlt zu haben.

Der Komponist wurde zu Beginn der Aufführung überaus herzlich begrüßt, und nach jedem Bild gab es lebhaften Beifall.

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