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Tausend Jahre Österreich
Fast tausend Jahre Geschichte eines Landes auf 351 Seiten darzustellen ist an und für sich ein staunenswertes Beginnen, ein ganz besonders schwieriges aber bei einem Lande wie Oesterreich, dessen Werden und Vergehen als Monarchie vielfach auch europäische und Weltgeschichte waren. Daß eine solche scharf zusammenfassende und übersichtlich angeordnete Darstellung für die breiten Kreise ein willkommenes Mittel bedeutet, um in die Geschichtsbetrachtung unserer Zeit wieder einigermaßen Ordnung zu bringen, kann nicht geleugnet werden und es ist. zu wünschen, daß diese Ordnung erzielt werde. Rudolf Kremser beschränkt sich bei Behandlung der Geschichte von den Anfängen bis zum Untergang der Monarchie im Wesen auf die politische Geschichte, deren Hauptträger unter Hervorhebung der militärischen in gut ausgewählten Bildern gezeigt werden. Zu bedauern bleibt natürlich, daß die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte nicht berücksichtigt werden konnten, so daß ein. universelles Bild der Gesamtgeschichte zu entwerfen unmöglich war. Die Ereignisse sachlich, maßvoll und leidenschaftslos in oft meisterhafter Kürze zu formulieren, die Geschichtsschreibung von störenden und verfeindenden Momenten weitgehend zu „entrümpeln“, bleibt dem Verfasser als Verdienst anzurechnen und der Oesterreicher wird an dieser Methode nichts auszusetzen haben, sollte auch das Ausland solchem
Beispiele folgen. Wenn die „Tausend lahre Oesterreich“ in einem wehmütigen Lobe auSklingen, das dem Regierungssystem des vergangenen Vielvölker-reiches an der Donau zweifellos voll gebührt, und wenn dieses Lob als „die humanste Grabschrift, die auf dem großen Friedhof der Erbarmungslosigkeit, die Politik heißt, denkbar erscheint“, bezeichnet wird, dann ist damit die Leistung der Habsburger in der Innenpolitik entsprechend unterstrichen. Ein zweites Lob, und zwar für die fruchtbare Rolle, die Oesterreich in Europa und in der großen Welt gespielt hat, welche Rolle das Abendland bis in das beginnende 20. Jahrhundert hinein in noch achtunggebietender Macht zu erhalten mitverholfen hat, wird leider nicht gespendet und es werden vorgekommene Fehler der Staatspolitik bisweilen zu einseitig, das heißt ohne unentbehrliche Erklärung, hervorgehoben. Der Literaturnachweis regt zur Ergänzung durch einige Basiswerke aus der jüngeren Vergangenheit an. Trotz dieser Einwände erscheint Kremsers Geschichte als ein sehr brauchbarer Behelf zur raschen Orientierung in Fragen der österreichischen Geschichte der vergangenen Jahrhunderte und es wäre sehr zu begrüßen, würde dieser Behelf eine weitere Ausgestaltung erfahren, zu der jetzt eine wertvolle Grundlage geschaffen worden ist.
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