Lene Mayer-Skumanz_Porträt - Am 7. November 1939 in Wien geboren, studierte sie Germanistik und Altphilologie. Sie arbeitete als Lehrerin und Redakteurin der Kinderzeitschrift „Weite Welt“. Seit 1965 ist sie als freie Schriftstellerin tätig. - © Georg Huemer

Zwiegespräche mit Gott und anderen

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Am 7. November feiert Lene Mayer-Skumanz ihren 80. Geburtstag. Die österreichische Schriftstellerin hat mit ihren Werken Generationen von Kindern Trost und Mut geschenkt.

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Am 7. November feiert Lene Mayer-Skumanz ihren 80. Geburtstag. Die österreichische Schriftstellerin hat mit ihren Werken Generationen von Kindern Trost und Mut geschenkt.

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Die Altbauwohnung mit Blick auf den Augarten hat etwas Entrücktes an sich. Mitten im Stadtgeschehen, und doch in einem Hort fremder Stille, sitzt Lene Mayer-Skumanz an einem alten Holztisch und erzählt, ganz nebenbei, als könnte es ein jeder, von ihren ersten schriftstellerischen Versuchen, der Familie und den Wegbegleiterinnen.

Lene Mayer-Skumanz gehört zu jenen mehrfach ausgezeichneten Schriftstellerinnen, deren Name bereits Assoziationen erweckt. Ihr Werk ist von unterschiedlichen Genres geprägt, sie hat für Kleinkinder genauso geschrieben wie für Jugendliche und Erwachsene, und dennoch ist es ihr gelungen, einen hohen Wiedererkennungswert zu erzielen. Längst schon ist sie „eine Marke“ im Literaturbetrieb. Befasst man sich mit religiöser Literatur aus Österreich, stößt man unweigerlich auf Lene Mayer-Skumanz. Generationen haben Trost und Mut in „Wenn du meinst, lieber Gott“ (1987) gefunden: Xaverl sieht kein hierarchisches Gefälle zum Himmel, für ihn ist Gott ein Freund, ein Du, jemand, der Trost und Zuversicht im unmittelbaren Zwiegespräch gibt. Der Junge ist in seinem Wünschen und Sehnen ganz ein Mensch des 20. Jahrhunderts: Er kennt noch kein Handy, keine SMS, kein Tablet und kein Smartphone. Trotzdem wird der Bestseller 2020 erneut wieder aufgelegt und belegt damit eine über dreißig Jahre andauernde Erfolgsgeschichte.

Zwiegespräch mit Gott

Die Haltbarkeit von Kinder- und Jugendbüchern ist überschaubar und umso beachtlicher ist die Anzahl der Long- und Bestseller, die Lene Mayer-Skumanz in über fünfzig Jahren geschaffen hat. Das Zwiegespräch mit Gott ist eines ihrer prominentesten Motive. Bereits in der Heranwachsenden erwachte eine große Faszination für die antiken Götterwelten der Griechen und Römer, die die Autorin dann zum Studium der Altphilologie ­brachte. Auch Germanistik studierte sie und widmete sich Texten älterer Sprachstufen, eine Faszination, die sie auch jüngeren Lesern näherbringen möchte. Für „Frau Ava“ (2002), in der sie über eine der ersten namentlich bekannten deutschsprachigen Dichterinnen schrieb, durchstöberte Lene Mayer-Skumanz Archive und las die mittelhochdeutschen Originaltexte aus dem 11. Jahrhundert. Erzählt sie von der Arbeit an dem historischen Roman, gerät sie ins Schwärmen: Kinder im Sinne eines humanistischen Bildungsideals zu formen, ist der Autorin ein besonderes Anliegen, wobei sie ihre eigene Begeisterung weitergeben möchte. Neben den Heiligenbiografien entstanden so zahlreiche Musikerporträts in den letzten Jahren.

Magdalena Mayer, die am 7. November 1939 geboren wurde, war nie eine, die sich für ihren Wunsch zu schreiben schämte. Als Gymnasiastin verteilte sie voller Stolz ihre Geschichten am Schulhof in der Klostergasse, wofür sie von ihren Kommilitonen gelobt, aber auch ungeniert kritisiert wurde: „Gib her das Zeug, wenn man gähnt, muss man’s ausbessern“, zitiert sie mit einigem Augenzwinkern einen Kindheitsfreund. Stilfragen beschäftigten sie nach eigenem Ermessen nie lange, vielmehr war es die unmittelbare Resonanz ihres Publikums, die sie zu Änderungen veranlasste. Ein Zugang, der vielleicht dem Künstlermilieu entstammte, aus dem ihre Eltern kamen: Sie waren Schauspieler, Vater und Mutter erzeugten ein starkes Sensorium für die Zuhörerschaft bei der jungen Lene. Die Zuversicht in die eigene Schaffenskraft gedieh früh und stetig: „Bereits mit 18 Jahren war ich überzeugt, dass ich schreiben kann.“

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