Il Trovatore - © Reinhard Winkler

Verdi in Linz: delikate Klänge, statische Regie

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Einem Bonmot von Enrico Caruso zufolge wäre „Il Trovatore“ ganz leicht zu besetzen, man bräuchte nur die vier besten Sänger der Welt. Vielleicht doch etwas sehr hoch gegriffen, aber unbestritten ist, dass die Partitur von Giuseppe Verdi enorme Anforderungen an die Hauptpartien stellt, für die es nicht leicht ist, adäquate Besetzungen zu finden. Dem Linzer Landestheater ist dieses Kunststück gelungen, denn abgesehen von kleinen Einschränkungen spielen die Protagonisten durchaus in der sängerischen Oberliga.
Verdi wollte die Figur der Azucena, die hier in Linz als heutige Obdachlose mit einem Einkaufswagen mit ihren Habseligkeiten gezeigt wird, ursprünglich in den Mittelpunkt stellen und die Oper nach ihr benennen: Katherine Lerner wird dieser Funktion voll gerecht und füllt sie nicht nur mit ihrer gewaltigen Stimme, sondern auch mit enormer Bühnenpräsenz und feuriger Kraft aus. Mit glockenreiner, klarer Höhe weiß Izabela Matula eine empfindsame Leo­nora zu singen. Sung-Kyu Park kann sich als Manrico mit herrlichem Timbre und viel Kraft im Laufe des Abends enorm steigern. Federico Longhi gibt einen recht brutalen, teils zu grob singenden Grafen Luna. Dominik Nekel als Ferrando komplettiert mit seinem schönen Bass das insgesamt sehr gute Ensemble. Auch die kleineren Rollen gefallen überwiegend. Der Chor des Hauses singt prägnant und meist konform mit dem höhergefahrenen Graben. Aus diesem tönen beim Brucknerorchester Linz feinsinnige, aber auch mitreißende Klänge, die sich im zweiten Teil noch feurig steigern. Auch Tempowahl und Balance sind vom Dirigenten Enrico Calesso, derzeit Generalmusikdirektor in Würzburg, klanglich delikat abgestimmt.

Starke Bilder, wenig Emotionen

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