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Auftrag zum Zeugnis
Am ersten Tag des Papstbesuches stand naturgemäß einiges „Weltliche“ auf dem Programm: die Begrüßung durch das offizielle Osterreich auf dem Flughafen Schwechat, der Empfang in der Wiener Hofburg mit Politikern und Diplomaten.
Aber schon auf der von Tausenden gesäumten Route zum Wiener Stephansdom wurde der erste geistliche Akzent — ein marianischer — spürbar. Einem Halt bei der Marienstatue auf der Marienbrücke folgte nach dem Betreten des Doms eine kurze Andacht vor dem Gnadenbild Maria Pötsch. Auch Wiens Erzbischof Hans Hermann Groer wies in seiner Begrüßung, vom offiziellen Redetext abweichend, im Zusammenhang mit der Rettung Wiens 1683 vor der Eroberung durch die Türken (die Erinnerung daran prägte ja zum Teil den Papstbesuch 1983) auf die Fürsprache der Muttergottes hin.
Ins Zentrum seiner Predigt bei diesem von rund 7000 Menschen besuchten Vespergottesdienst rückte der Papst den heiligen Johannes den Täufer: „Er ist der erste von denjenigen, die Christus zu seinen Zeugen beruft.“ Das Zeugnis für Christus bestimme das innerste Wesen des Christseins, betonte Johannes Paul II. und zitierte aus dem Konzilsdokument „Lumen Gentium“: „Jeder Laie muß vor der Welt Zeuge der Auferstehung und des Lebens Jesu, unseres Herrn, und Zeichen des lebendigen Gottes sein.“
Immer wieder brandete Applaus auf, besonders als der Papst Erzbischof Groer als designierten Kardinal und dessen Vorgänger Kardinal Franz König begrüßte. Starken Beifall erntete die Kritik des Papstes an der Haltung der Gesellschaft zu Alten und Kranken, am leichtfertigen Umgang mit der Ehe und an der Tötung Zehntausender Ungeborener. Der Papst hob immer wieder den Auftrag der Christen in der Gesellschaft hervor.
Ein Zeugnis ihrer Sympathie für den Papst legten später vor der Nuntiatur Hunderte Jugendliche mit Liedern und Sprechchören („John Paul Two - we love you!“) ab. Und als um 22.20 Uhr feststand, daß der Papst müde sei und nicht mehr auf den Balkon kommen würde, gingen sie nach einem „Salve Regina“ diszipliniert auseinander,
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