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Dreimal Theresa

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Haben sie mehr als den Namen gemeinsam, die drei Theresen: die große spanische Mystikerin Teresa von Avila, die liebenswürdig kindliche Thėrėse von Lisieux und Mutter Teresa, der „Engel von Kalkutta“? Die beiden Karmelitinnen sind von der Kirche heiliggesprochen, Mutter Teresa wird bereits zu ihren Lebzeiten als Heilige verehrt.

Die beiden Heiligen der Gottesliebe und die „Missionarin der Nächstenliebe“ gleichen einander im Wesentlichen: sie haben sich ganz in die Hand Gottes gegeben und ließen sich von ihm dorthin führen, wo sie ihm am besten dienen konnten, sei es im Karmel oder in den Slums von Kalkutta.

Mutter Teresas „Damaskus-Erlebnis“ ereignete sich am 10. September 1946. Sie erzählt darüber: „Ich war mit der Eisenbahn unterwegs nach Darjeeling, zu unserer Bergstation im Himalayagebiet. Da erging Gottes Ruf an mich. Der Auftrag war ganz deutlich: ich sollte den Konvent verlassen, den Armen helfen und bei ihnen leben und wohnen. Das war ein Befehl. Ich wußte also, wo ich hingehörte. Bloß wie ich dahinkommen sollte, das wußte ich nicht.“

Mutter Teresa hatte bereits 17 Jahre vorher ihre mazedonische Heimat verlassen, um in den Orden der Schwestern von Loreto einzutreten. Sie hatte in Entally in einem Kolleg unterrichtet, bis sich ihr Leben radikal änderte. 1948 verließ sie den Konvent in Entally und war ganz auf sich allein gestellt

Aber bald schlossen sich ihr Mitarbeiterinnen an, und 1950 kam von Rom die Erlaubnis, eine neue Schwe- sternkongregation ins Leben zu rufen. Die „Missionarinnen der Nächstenliebe“ stellten sich die Aufgabe, nicht nur für die Armen zu arbeiten, sondern mit den Armen und wie die Armen zu leben. Für ihr Wirken erhielt nun, 30 Jahre später, Mutter Teresa den Nobelpreis des Friedens.

Der Verlag Herder brachte nun ein Buch heraus, das Edward Le Joly verfaßte, ein Jesuit, der 20 Jahre hindurch die „Missionarinnen der Nächstenliebe“ in Kalkutta geistlich betreut hat und mit Mutter Teresa eng vertraut war. Diese Schrift will weder eine Biographie sein, noch will sie die Geschichte des von ihr gegründeten Ordens erzählen.

Mutter Teresa selbst formuliert das Anliegen dieses Buches: „Machen Sie den Menschen klar, Pater, wir leben für Jesus. Sie halten uns für etwas anderes, sie meinen, wir seien Sozialarbeiter.“ „Wir leben für Jesus“: dieses Buch ist aus eigener Erinnerung Jolys, aus Gesprächen mit Mutter Teresa und mit ihren Mitarbeitern entstanden. „Wenn auch nur ein einziger Mensch durch dieses Buch bewegt werden kann, ein Werk der Liebe für Gott zu verrichten, dann waren die Mühe und die Schwierig keiten beim Schreiben nicht umsonst“, sagte Mutter Teresa nach der Fertigstellung zu dem Autor.

Das Buch zeigt, daß der Antrieb für alle Liebe, die Mutter Teresa den Armen schenkt, ihre Gottesliebe ist, daß sie in jedem dieser. „Geringsten der Brüder“ Jesus dient. So unterschei- det sie sich nicht von den beiden an- : deren Heiligen, die denselben Namen tragen, von Theresa von Avila, deren . mystische Gottesliebe seit 400 Jahren in ihren Werken lebendig ist, und von Thėrėse von Lisieux, die vor 100 Jahren lebte, und deren Sendung für die Welt von heute immer deutlicher hervorzutreten scheint.

Die bekannteste Schrift der großen Reformatorin des Karmelitenordens, „Die innere Burg“, liegt jetzt neu bearbeitet und neu übersetzt von Fritz Vogelsang vor und beweist, wie zeitlos gütig ihre Spiritualität ist.

Um die Schriften der heiligen Theresia vom Kinde Jesu bemüht sich das Theresienwerk. Die deutsche authentische Ausgabe der letzten Gespräche der Heiligen, „Ich gehe ins Leben ein“, hegt vor, und ihr schöner Hymnus an Maria „Warum ich dich liebe, Maria“ ist in einem Büchlein enthalten, in dem P. Maximilian Breig SJ die Marienverehrung Thė- rėses herausarbeitet: „Mehr als Kö- mgm? ELSE

WIR LEBEN FÜR JESUS. Von Edward Le Joly. Verlag Herder Freiburg - Basel - Wien 1978,264 Seiten, öS 218,40.

DIE INNERE BURG. Von Theresa von Avila. Herausgegeben und übersetzt von Fritz Vogelsang. Diogenes- Verlag, Zürich 1978, 224 Seiten, öS 60,80.

ICH GEHE INS LEBEN EIN. Von Thėrėse Martin. Johannes-Verlag Leutesdorf 1979, 350 Seiten, öS 37,40.

MEHR MUTTER ALS KÖNIGIN. Von Maximilian Breig. Johannes- Verlag Leutesdorf, 118 Seiten, öS 30,50.

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