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Digital In Arbeit

Vor schweren Aufgaben nicht davongelaufen

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„Publicity brauche ich nicht. Nein, ich brauche sie nicht. Gottes Werk muß auf seine eigene Weise getan werden; und er hat seine eigenen Wege und Methoden, uns, unser Werk, bekannt zu machen. Seht, was sich in dieser Welt ereignet hat und wie die Schwestern an Orten akzeptiert worden sind, wo niemand etwas von ihnen gewußt hatte. Sie sind da akzeptiert worden, wo viele andere Leute es schwierig gefunden hatten, sich aufzuhalten. Deshalb glaube ich, daß es Gott selbst ist, der beweist, daß es sein Werk ist.“

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„Publicity brauche ich nicht. Nein, ich brauche sie nicht. Gottes Werk muß auf seine eigene Weise getan werden; und er hat seine eigenen Wege und Methoden, uns, unser Werk, bekannt zu machen. Seht, was sich in dieser Welt ereignet hat und wie die Schwestern an Orten akzeptiert worden sind, wo niemand etwas von ihnen gewußt hatte. Sie sind da akzeptiert worden, wo viele andere Leute es schwierig gefunden hatten, sich aufzuhalten. Deshalb glaube ich, daß es Gott selbst ist, der beweist, daß es sein Werk ist.“

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Ich kam erst im vergangenen März mit der diesjährigen Friedensnobelpreisträgerin in Berührung, als man mir die Leitung der österreichischen Landesvereinigung der Mitarbeiter Mutter Teresas anbot. Und mir erging es wie vielen, die vom ersten Augenblick an von ihrem Geist erfaßt worden sind. Auch mir ist ihr Wort Weisung: „Weichen Sie nicht von Ihrem Weg ab, um irgendetwas zu unternehmen. Wenn der Herr Sie als Werk-

zeug verwenden will, dann werden Sie sehen, daß es sich auch so ereignet.“

Mutter Teresa selbst ist eine Frau, die vor der schweren Aufgabe, zu der sie sich von Gott berufen fühlt, nicht davongelaufen ist: 1910 in Skopje in einer albanischen Bauernfamilie geboren, wurde sie zuerst Loreto- Schwester und unterrichtete in Kalkutta vorerst 20 Jahre lang in einem großen College Geschichte und Geographie. Doch bei einer Zugfahrt nach Darjeeling wußte sie plötzlich, daß die Aufgabe, die Gott ihr gestellt hatte, ganz anders aussah:

Sie wollte ihr Hilfe nur mehr den Ärmsten der Armen angedeihen lassen, selbst arm sein und in den Armen Gott sehen und-ihm dienen. Mit Zustimmung des Papstes verließ sie das schützende Kloster und begann ihre Arbeit in den Straßen Kalkuttas. Ihre erste Helferin war ein bengalisches Mädchen, nach und nach schlossen sich ihr immer mehr Begeisterte an.

Am 7.10.1950 erhielt der Orden der „Missionaries of Charity“ („Missionarinnen der Nächstenliebe“) die Bestätigung aus Rom. Der Orden wuchs und breitete sich aus - zuerst in Indien, dann auf allen Kontinenten. Das erste Haus außerhalb Indiens entstand am 26. 7.1965 in Cocorote bei Caracas (Venezuela). In jedem der Häuser arbeiten vier bis zwölf Schwestern.

Mutter Teresa und ihre Schwestern versorgen die Aussätzigen, geben den Hungrigen zu essen, richten mobile Ambulanzen ein, holen die Sterbenden von den Straßen und schenken ihnen menschliche Wärme, ein Lächeln und das Gefühl, erwünscht zu sein - wenigstens in den letzten Stunden ihres Lebens.

Mutter Teresa geht alles von der praktischen Seite an, hilft völlig unbürokratisch und sofort, wo sie dem Leid der Armen, Unerwünschten und Ungeliebten begegnet. Beharrlich setzt sie einmal gefaßte Beschlüsse in die Tat um, auch wenn die Hindernisse zuerst unüberwindlich erscheinen.

1978 existierten bereits 135 Niederlassungen ihres Ordens in 19 Ländern. Insgesamt 1036 Schwestern, 487 Novizinnen und Postulantinnen (Anwärterinnen) betreuten laut Ordensstatistik:

425 Polikliniken mit 1,623.102 Patienten,

102 Aussätzigen-Zentren mit 193.297 Patienten,

5 Aussätzigen-Rehabilitationszentren mit 1168 Patienten,

62 Heime für Sterbende mit 7987 Aufnahmen,

48 Heime für verlassene Kinder mit 2687 Aufnahmen,

77.564 Familien,

98 Slum-Schulen mit 15.869 Kindern,

119 Zentren für Nahrungsabgabe mit 172.949 Aufnahmen,

61 Zentren für unterernährte Kinder mit 10.868 Aufnahmen,

9 Tageskrippen mit 586 Kindern und noch anderes mehr.

1963 gründete Mutter Teresa auch den Orden der Brüder für Nächstenliebe. Inzwischen gibt es 250 Brüder mit 16 Niederlassungen in Indien, vier in den USA, je eine in Guatemala, Japan, Südkorea, Taiwan und Hongkong.

Im Juli 1976 gründete Mutter Teresa auch einen kontemplativen Ordenszweig. Diese Schwestern gehen täglich zwei bis drei Stunden auf die Straßen und sprechen mit den Umstehenden über die Liebe Gottes.

Schon zuvor, am 26. März 1969, hatte Mutter Teresa die Internationale Vereinigung der Mitarbeiter gegründet, die für dieselben Ziele arbeiten und so die „Missionaries of Chari- tiy“ ersetzen sollen, wo es keine gibt. In 25 Ländern gibt es heute rund 120.000 Mitarbeiter.

Das Lebensprogramm der Mitarbeiter ist die Liebe - genauer: das Gebot Jesu Christi, in jedem Mitmenschen Gott zu erkennen.

(Die Verfasserin ist Leiterin der Vereinigung der Mitarbeiter Mutter Teresas in Österreich mit der Büroanschrift 5020 Salzburg, Eschenbachgasse 20)

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