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Friedenspriester wurde Administrator von Veszprem

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Anfang März hat der Heilige Stuhl die achte Umgruppierung in Ungarns katholischer Hierarchie seit der Unterzeichnung des „Teilabkommens“ vom September 1974 durchgeführt. Erzbi-schof Luigi Poggi hat diese Veränderungen nach Konsultationen mit den Bischöfen im Dezember 1977 mit dem Kirchenamt in Budapest ausgehandelt. Der reisende Diplomat des Vatikans hatte zwei Ziele vor Augen: vakante Posten zu besetzen und einen Weihbischof für die Diözese Szekesfe-hervär einzusetzen.

Der Bischof von Väc, Mihäly Endrey (73), starb im Mai 1977. Zum Nachfolger wurde der bisherige Erzbischof von Eger, JöszefBänk (67), ernannt, der schon zwischen Jänner 1969 und Februar 1974 als Bischof zu Väc fungiert hatte. Mit seiner Ernennung wurde jetzt auch Väc zum Erzbistum erhoben.

Der neue Erzbischof zu Eger heißt Läszlö K&dar (51), der bis 1972 in derselben Diözese auf verschiedenen Posten stand und sich als „Friedenspriester“ ausgezeichnet hat. Im Februar 1972 kam Kädär als Weihbischof und Apostolischer Administrator nach Veszprem, wo er im Jänner 1975 Bischof wurde. Der auffallend junge und agile Priester kehrt jetzt als Erzbischof an die Spitze seiner früheren Diözese zurück.

Bisher wies die Kirche in Ungarn nur drei Erzbistümer auf, Esztergom, Eger

und Kalocsa. Jetzt kam Väc als viertes dazu, was vom Staatlichen Kirchenamt als große Konzession und „Fortschritt“ bezeichnet wird.

Der ebenfalls 51 Jahre alte Msgr. Läszlö Paskai wurde zum Apostolischen Administrator und Titularbi-schof ernannt und mit der Leitung der Diözese von Veszprem beauftragt. Es überraschte, daß Veszprem damit für die kommenden Jahre keinen ordentlichen Bischof erhielt. Msgr. Kornel Pataky residiert seit April 1976 als Bischof-Resident in Györ. Praktisch sind damit alle Lücken in der kathoüschen Hierarchie Ungarns ausgefüllt. , Die umstrittenste Persönlichkeit ist Läszlö Paskai in Veszprem. Ursprünglich war er Mitglied des Franziskanerordens und seit eh und je ein leidenschaftlicher „Friedenspriester“, ja sogar Agitator für die sowjetische „Friedenspolitik“. Die Belohnung blieb nicht aus. Zugegeben: Paskai besitzt auch die wissenschaftliche Qualifikation für die kometenhafte Beförderung. 1964 kam er nach Budapest als Spiritualdirektor des Zentralen Priesterseminars. 1973 wurde er zum Rektor der Budapester Theologischen Akademie ernannt. Er ist Doktor der Theologie und Philosophieprofessor. An der „Gedenkfeier der internationalen Friedenspriesterbewegung“ im November 1974 in Ost-Berlin war er einer der glühendsten Verfechter der Ideen und Ziele der Veranstalter. Kein

Wunder, daß Rom sich lange wiedersetzt hat, Paskai zum • Titularbischof und Apostolischen Administrator zu ernennen.

Als Bischof zu Skekesfehervär amtiert der kränkliche Imre Kisberk (72). Es ist fraglich, wie lange er noch sein Amt ausfüllen kann Deshalb wurde Msgr. Ferenc Rosta (65) zum Weihbischof ernannt, der seine theologischen Studien in Rom an der Gregorianischen Universität absolviert hatte. In letzter Zeit war er Professor für Dogmatische Theologie im Priesterseminar der Diözese Veszprem.

Im Mai 1976 verschied in Esztergom Msgr. Imre Szabö. Uberraschenderweise wurde für Esztergom kein Weihbischof ernannt. Jedenfalls ist die Erzdiözese nicht ohne Führung, da Kardinal Josef Likay dort die Zügel in der Hand hält.

Der Vatikan möchte den „Dialog“ mit der ungarischen Regierung beleben. Vor allem will Rom in mehreren Fragen Fortschritte erzielen:

• Aufhebung der Restriktionen gegen religiöse Orden;

• gegenseitige Normalisierung der Zusammenarbeit zwischen dem Regime und der kirchenhierarchischen Spitze;

• Verhandlungen über Kandidaten für wesentliche kirchliche Posten, die für die Verhandlungspartner gleichermaßen annehmbar sind.

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