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Die neuen Bischöfe

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Papst Paul VI. hat kürzlich folgende ungarische Kirchenfürsten mit dem Ausdruck seiner höchsten Anerkennung ihrer Ämter entbunden: Doktor Endire Hamvas, Erzfoischof von Kaloesa; Vince Koväos, Titular-bischof und apostolischer Administrator der Diözese von Väc, und Prälat Dr. Artur Schwarz-Eggenhofer. apostolischer Administrator der Diözese Esztergom — Sitz Kardinal Mindszentys! Gleichzeitig hat Norbert Legänyi, Erzaibt von Pannon-halma, seine Abdankung eingereicht Gleichzeitig ernannte der Papst für die Erzbistümer Kalocsa und Eger sowie für die Bistümer Vac (Waitzen) und Pees (Fünfkirchen) neue Ordinarien, die allerdings bisher schon den Rang von Titularbischöfen besessen hatten. Stuhlweißenburg. Raab und Szeged erhielten dagegen nur apostolische Administratoren, natürlich auch Esztergom, der Sitz des ungarischen Primas Mindszenty, der vor genau 20 Jahren verurteilt wurde. Esztergom erhielt außerdem noch einen Weihbischof. Nur der neue Erzabt von Pannonhalma (wobei nicht vergessen werden darf.daß Pannonhalma ähnlich wie Montecassino edne paelatura nullius, somit ein Zwergbistum ist) wurde nicht ernannt, sondern wird gemäß der Regel des Heiligen Benedikt von den Mönchen der Erzabted gewählt.

Erzbischof Hamvas war ein Brückenbauer zwischen der katholischen Kirche und dem Regime, er präsidierte in allen Friedens, und Massenbewegungen, wie zum Beispiel Opus Pacis, Katholischer Rat des Landesfriedensrates, was diesem alten Priester nicht immer leicht gewesen sein dürfte. Viele haben es ihm übelgenommen, daß er dem Drängen des Paradefriedenspriesters, Dr. Miklös Beresztöczy, naengab, sich zum internationalen „Friedensvor-kämpfer“ degradieren ließ und an der Moskauer Konferenz des Weltfriedensrats, sowie an vielen sogenannten Friedensdemonstrationen in Ungarn teilnahm, in der Parteipresse Interviews erscheinen ließ und daß er Ungarns Katholiken nicht im Geiste Mindszentys am II. Vatikankonzil vertrat... Dasselbe könnte vom Titularbischaf Vince Kovacs gesagt werden.

Der neue Erzbischof von Kalocsa, Dr Jözsef Ijjas, war bereits ebenfalls ein eifriger Exponent aller Friedensbewegungen. Er übernimmt jetzt die Landesführung der ganzen „katholischen Friedensbewegung“. Auch der neue Erzbischof von Eger, Dr. Päl Brezanöczy, kommt aus der Zentrale der Friedensbewegung. Er hat die „Friedensbewegung“ in seiner Diözese und im dortigen Priesterseminar „befestigt“. Die Kirchenfürsten Dr. Bank, Dr. Cserhäti, Doktor Zemplen waren aktive Führer in der Zentrale der kirchlichen Friedensbewegung. Sie halben zweifellos viel dazu beigetragen, daß zwischen dem Staat und der katholischen Kirche eine friedliche Atmosphäre geschaffen werden konnte.

Die Verjüngung des Episkopats wird Von den Regimeführern nur als eine Zwischenstation abgesehen. Sie erwarten weitere „positive Schritte“ vom Vatikan. Das „Problem Eszter-goms“, das heißt die Lösung der Nachfolgerschaft des Kardinals Mindszenty, wurde bisher von den Traktanden taktvoll ausgeklammert. Das Regime drängt aber auf weitere „Stabilisierung“ der Beziehungen, um das bisherige Provisorium abzuschaffen. Die Kirche Ist in ihrer Existenz momentan nicht bedroht und gefährdet. Und wie jedes materialistische System läßt sie sieh die Kollaboration mit der höchsten Kirchenführung etwas kosten. Die Regierung hat gleichzeitig das Abkommen in bezug auf die staatliche materielle Unterstützung auf weitere fünf Jahre, das heißt bis zum 31. Dezember 1974, verlängert, womit das Existenzminimum des niederen Klerus gesichert ist. Die erste Vereinbarung wurde vor 18 Jahren mit der entmachteten und verarmten katholischen Kirche getroffen.

In den letzten Monaten ging das Regime mit der bewährten Zuckerund-Peitsche-Taktik vor, wobei die Zuckerrationen immer größer wurden. Drei Briefe wurden zwischen Staatssekretär Prantner und dem Bischofskollegium ausgetauscht. Das Resultat: die Garantierung der staatlichen finanziellen Zuschüsse einerseits und die Zusage des Vatikans zur Verjüngung des Episkopats, zur Ernennung von Kirchenfürsten, die dem Regime in Ungarn akzeptabel waren.

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