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Gute Pappe

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Eine der notleidendsten Branchen der österreichischen Industrie ist die Papierindustrie. Im Schatten einer weltweiten Uberproduktion stehend, muß sie mit oft veralteten Betrieben an Orten mit ungünstiger Infrastruktur arbeiten. Dazu kommt noch, daß viele Betriebe zu klein sind, um erfolgversprechend im Kampf mit der ausländischen, aber auch inländischen Konkurrenz bestehen zu können.

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Eine der notleidendsten Branchen der österreichischen Industrie ist die Papierindustrie. Im Schatten einer weltweiten Uberproduktion stehend, muß sie mit oft veralteten Betrieben an Orten mit ungünstiger Infrastruktur arbeiten. Dazu kommt noch, daß viele Betriebe zu klein sind, um erfolgversprechend im Kampf mit der ausländischen, aber auch inländischen Konkurrenz bestehen zu können.

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Meldungen über Betriebsstillegungen in dieser Branche sind auch in Österreich immer häufiger geworden, zuletzt kam, nach der bereits erfolgten Schließung des Werkes Stuppach, die beabsichtigte Stillegung zweier weiterer Werke der Neusiedler AG für Papierfabrikationen ins Gespräch. Schlögelmühl und Weißenbach sind aber offensichtlich nicht die einzigen Betriebe, die dem großen Neusiedlerkonzern Schwierigkeiten bereiten: Der Verlust des Vorjahres erreichte mit 103 Millionen einen bisher noch nie erreichten Rekordstand und prompt begannen Gerüchte um einen bevorstehenden Konkurs die Runde zu machen.

Doch die letzte Aufsichtsratssitzung des Unternehmens hat mit der Billigung des Umstrukturierungskonzepts des Vorstands Gerüchte um einen völligen Ausverkauf des Konzerns wieder verstummen lassen: in den Werken Kematen und Theresiental sollen die Papieraktivitäten des Konzerns zusammengefaßt werden. Schlögelmühl und Weißenbach werden stillgelegt werden.

Aber nicht nur beim Neusiedler Konzern scheint im ersten Halbjahr die Lage nicht mehr ganz so düster wie im Vorjahr gewesen zu sein, auch in der übrigen österreichischen Papierindustrie sind leichte Anzeichen einer Erholung zu sehen: Der Halb Jahresbericht der österreichischen Papierindustrie zeigt eine Zunahme der Papierproduktion um fast zehn Prozent, der Export ist sogar um mehr als neunzehn Prozent gestiegen. Lediglich der Inlandsabsatz zeigt mit einer Steigerung von lediglich 1,5 Prozent ein nur schwaches Lebenszeichen. Absolut gesehen, wurden in den ersten sechs Monaten mehr als 497.000 Tonnen Papier produziert. Rund 216.000 Tonnen davon wurden im Inland abgesetzt, der größere Teil ging in den Export. Höher sind die Steigerungsraten aber bei der Pappeproduktion. Rund 86.000 Tonnen Produktion bedeuteten eine Steigerung um mehr als 23 Prozent. Auch hier blieb der Inlandsabsatz mit einer Steigerung von 6,4 Prozent deutlich hinter dem Export zurück, der um fast 52 Prozent gestiegen ist. Der Exportanteil der Pappeproduktion hat damit den Inlandsabsatz bereits fast eingeholt.

Das nächste Jahr könnte zwar nach Ansicht vieler Fachleute zu einer Erholung der Weltpapierindustrie führen, ob das aber auch für die österreichische Papierindustrie gelten wird, kann man jetzt noch nicht sagen. Denn die neuaufgetretenen Schwierigkeiten durch den EWG-Beitritt Großbritanniens, die Belastung der österreichischen Industrie durch die teilweise erfolgte Wiederaufrichtung der Zölle und den mangelnden Zollabbau mit den Europäischen Gemeinschaften, das alles zeigt, von wieviel unsicheren Komponenten der Geschäftsverlauf dieser Branche abhängt.

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