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Zwei Drittel des Holzes für den Export

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Zur Frage 3. Der einleitend angegebene Holzeinschlag der letzten Jahre gestattete, die einheimischen Verbraucherkreise weitestmöglich mit dem Roh- und Werkstoff Holz zu versorgen.

Die Hauptverbraucher sind die Sägeindustrie, der jährlich etwas mehr als 7,000.000 efm, die Papierindustrie, der zirka 2,000.000 efm, der Bergbau und die Bauwirtschaft, denen zirka 370.000 efm, die holzverarbeitenden Industrien und Gewerbe und sonstigen Kleinverbraucher, denen zirka 350.000 efm, die Landwirtschaft und die Stangen- und Mastenverbraucher, denen zirka 370.000 efm zufließen. Dazu kommt der Export von handelsvertraglich gebundenen Kontingenten (Grubenholz, Stangen, Masten bzw. Bauholz) sowie gewisser den inländischen Bedürfnissen entsprechender Sondersortimente, für den zirka 400.000 efm zugewiesen wurden. Dazu kommt noch eine immerhin bedeutende Menge von mindestens zirka 1,000.000 efm Rohholz, das Brennzwecken zufloß.

Die Leistungskraft der Sägeindustrie ist aber mit der ihr jährlich zukommenden Holzmenge von zirka 7,000.000 efm nur höchstens zur Hälfte ausgenützt. Auch wenn es gelänge, in einem Zeitraum von fünf Dezennien die Leistungen der Forstwirtschaft wesentlich zu steigern, würde die Sägeindustrie in ihrer heutigen Konstellation dabei nur zum geringsten Teile zum Zuge kommen. Diese Industrie ist jedenfalls zahlenmäßig und technisch übersetzt. Ihre Struktur hängt allerdings mit der geographischen Struktur unseres Landes kausal zusammen.

Schon heute ist diese Industrie in der österreichischen Holzwirtschaft die meistgefährdete Sparte. Weil zirka zwei Drittel ihrer Erzeugung zum Export gebracht werden müssen, da im Inland eine derart weitgehende Verarbeitung nicht erfolgt, hängt der wirtschaftliche Erfolg von der Preiskonstellation auf den Weltmärkten ab, deren obere Grenze mit dem Kulminationspunkt der Konjunktur erreicht sein dürfte. Da aber anderseits die Rohholzpreisentwicklung in den letzten Jahren (von gewissen Schwankungen abgesehen) eine stets steigende Tendenz zeigt, ist die Sägeindustrie das Opfer einer Preisschere, der sie nicht entrinnen kann. Bei einer notwendigen Einschlagsreduktion würde die Sägeindustrie auch schon deshalb mehr leisten, weil die Forstwirtschaft trachten müßte, ihr Einschlagssoll mehr auf die Vornutzung zu verlegen, bei welcher der Schwachholzanfall überwiegt.

Ihre Anstrengungen, durch Verbesserung ihrer technischen Anlagen, durch systematische Schulung des Personals den Betrieb wirtschaftlicher zu gestalten und so der Krise zu begegnen, können praktisch nur zu Teilerfolgen, nicht aber zur Beendigung der Krise führen. Ein Ausweg, durch Importe von Rohholz die Lage zu verbessern, dürfte vor allem daran scheitern, daß wohl kein Land in frachtgünstiger Lage sich zu einer derartigen Konzession herbeilassen wird, ganz abgesehen davon, daß die dortigen Rohholzpreise, erhöht durch die Transportkosten, eine derartige Lösung ausschließen.

Sägeindustrie als wichtiger Faktor

Die Sägeindustrie ist aber wirtschaftlich und sozialpolitisch gesehen ein Faktor, der für unser Land von großer Bedeutung ist. Deshalb erscheint es wohl unerläßlich, daß ihr eine tatkräftige Hilfe sogar auf legislativem Wege gewährt werden muß, die sich neben kredit- und steuerpolitischen Maßnahmen auf die Erleichterung der strukturellen Umstellung erstrecken, sollte. In Österreich wurde ein solcher Versuch bei der Mühlenindustrie unternommen, er müßte auch in ähnlicher Weise hinsichtlich der Sanierung der Sägeindustrie versucht werden.

Aus dem österreichischen Holzeinschlag erhält die Zellulose- und Papierindustrie zirka 2,000.000 efm. Ihr faktischer Rohholzverbrauch beträgt aber derzeit zirka 2,900.000 fm bis 3,000.000 fm. Die Differenz des Bedarfes konnte sich diese Industrie durch Heranziehung von 500.000 fm bis 700.000 fm Sägeabfallholz und durch Importe aus europäischen Ländern decken. Die zum Teil höheren Gestehungskosten des Importholzes konnten durch die billigeren Spreißelholzpreise und durch den Faktor der besseren Kapazitätsausnützung kommerziell verantwortet werden, wenn auch gerade diese Industrie mit ihren weltumspannenden Export-

Interessen ganz außerordentlich unter der Konkurrenz jener Länder zu leiden hat, deren Holzproduktionsverhältnisse günstiger als die österreichischen gelagert sind. Allerdings darf hierbei nicht übersehen werden, daß die so bedeutende Industrie diesen Kampf nur aufzunehmen vermag, weil sie gottlob ihren technischen Aus- und Umbau rechtzeitig in Angriff genommen hat, wofür sie jedoch derzeit noch mit großen Kreditbelastungen zu kalkulieren hat.

Für die Papierindustrie bestehen immerhin auch zahlreiche Gefahrenquellen. So zum Bėi-

spiel, wenn aus Holzaufbringungssünden eine weitere Einschränkung der Holzversorgung der Sägeindustrie mit einer Reduktion der Spreißel- holzlieferung verbunden wäre, auf die die Papierindustrie derzeit angewiesen ist, oder wenn sich die Holzimportverhältnisse verschlechtern.

Anderseits wird aber die Papierindustrie wieder dadurch in ihrer Holzversorgung begünstigt, daß sie vor allem an jeder forstlichen Produktionsausweitung in erster Linie zu partizipieren in der Lage ist. Denn die Durchforstungen und Pflegehiebe in den ersten Altersklassen kommen ihr ebenso zugute wie die Ernte schnellwüchsiger Holzarten, deren Anbau forstlicherseits forciert wird.

Gerade diese Erkenntnis muß die natürliche Verbundenheit zwischen Papierindustrie und Urproduktion zur gedeihlichen Abstimmung ihrer Interessen unterstreichen.

Holzabfälle finden Verwendung

Die Versorgung der in den letzten Jahren zu besonderer Bedeutung angestiegenen Faser- und Spanplattenindustrie im Rahmen der holzverarbeitenden Industrie erfolgt nur zum geringen Teil mit Rohholz aus dem Einschlag, sondern hauptsächlich aus den Abfällen der Sägeindustrie. Das hierüber im Zusammenhang mit der Papierindustrie Gesagte gilt auch hier. Anders liegen die Verhältnisse hinsichtlich der Versorgung mit gewissen von der Spanplattenindustrie besonders gesuchten Laubholzsortimenten, be-

sonders Erle. Diese wird aber nur zum geringen Teil im forstlichen Holzeinschlag, sondern vielfach vom Nichtwaldboden geerntet und berührt daher unsere Hiebsatzziffer in der Holzbilanz nicht. Die Bemühungen zur Sicherstellung dieses Holzproduktes werden behördlicherseits und seitens der Landwirtschaftskammern tatkräftig unterstützt.

In diesem Zusammenhang muß allgemein gültig festgestellt werden, daß leider die Gründung und der Ausbau von holzverbrauchenden Industrien nicht grundsätzlich unter strenger Be- dachtnahme auf das tatsächliche Holzaufkommen geplant und durchgeführt worden ist. Die notwendige Folge muß es daher sein, daß sich solche Neugründungen und Erweiterungen nur auf Kosten der Rohholzbasis der bereits bestehenden Industrien mit Rohholz versorgen können, was natürlich zu Spannungen und Konkurrenzkämpfen führen muß, deren Sieger unbestimmt sind.

Die Versorgung des Kohlenbergbaues mit Rohholz aus dem laufenden Einschlag dürfte kein Mengenproblem darstellen, wenn nicht die Preisbildung im Kohlenbergbau dieses Problem zeitweilig krisenhaft auftreten ließe. Im Rahmen der geregelten Kohlenpreise finden nämlich die in den letzten Jahren zu beobachtenden Rohholzpreissteigerungen keinen Platz. Dies hängt mit der allgemeinen Entwicklung der Kohlenproduktion und des Absatzes zusammen, was aber kein holzwirtschaftliches, sondern ein Kohlenbergbauproblem ist.

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