6630340-1956_33_19.jpg
Digital In Arbeit

Die Holzverwertung in der Papierindustris (Zellstoff- und Holzstoffindustrie)

Werbung
Werbung
Werbung

Der Holzverbrauch der österreichischen „Papierindustrie“ (als Sammelbegriff auch für die am unmittelbaren Holzverbrauch beteiligte Zellstoff- und Holzstoffindustrie) ist durch die teilweise Auswirkung der bedeutenden Investitionen in den Jahren 1950 bis 1955 auf rund 2,9 Millionen Festmeter gestiegen und damit gegenüber 1937 um 50 Prozent höher. Diese Tatsache wurde wiederholt in der Oeffentlichkeit irrtümlichen Kritiken unterzogen, die sich bis zum Vorwurf von Fehlinvestitionen steigerten. Daß gerade das Gegenteil zutrifft, konnte die Papierindustrie unwiderlegbar unter Beweis stellen. Während das überwiegende Investitionskapital für die Rationalisierung der Energieanlagen und für die weitere Verarbeitung der Halbstoffe, Zellulose und Holzstoff, zu Papier verwendet wurde, blieben die den Holzverbrauch steigernden Investitionen vorwiegend auf den Ausbau und die Neuerrichtung von zwei Natronzellstoffabriken beschränkt. Diese ermöglichen die Verwertung von Kiefern- und insbesondere Spreißelholz — (Holzsorten, die rückliegend vorwiegend der Verbrennung zugeführt werden mußten) ri in einem Umfange, der unter Einbeziehung der zum Investitionsbeginn schon bestandenen Laubholzverwertung (Buche, Pappel, Aspe, Weide) nahezu die gesamte Erhöhung des Holzverbrauches beinhaltet. Der rund zwei Drittel des Gesamtholzverbrauches der Papierindustrie betragende Anteil an Fichte/Tanne-, Faser- und Blochholz weist gegenüber 1937 nur eine zirka 6 Prozent betragende Erhöhung auf und bleibt somit bedeutend unter der Planungsgrenze des regierungsseitig genehmigten Investitionsprogramms. Die graphische Darstellung des Holzverbrauches zeigt gegenüber 1937 die Entwicklung ab 1949 bis 1955, die deutlich erkennen läßt, daß bei wenig verändertem Fichte-Tanne-Verbrauch die Erhöhung in Kiefern-, Laubholz und Speißel-holz besteht.

Ganz besondere Beachtung verdient hierbei der enorm angestiegene Spreißelholzverbrauch, der 195 5 bereits 514.000 Festmeter erreichte und gemeinsam mit dem Verbrauch der Faserplattenindustrie bis auf eine gringfügige Exportmenge den gesamten Spreißelholzanfall der Sägeindustrie für die industrielle Verwertung erfaßte. Aus diesem Grunde wirken sich die seit Ablauf des Außenhandelsverkehrsgesetzes (Dezember 1955) beachtlich ansteigenden Spreißelholzexporte sehr bedrohlich auf die Holzversorgung insbesondere der Zellstoffindustrie aus.

Auch die Exporte von Grubenholz, Waldstangen und bez. Bauholz, deren Rohholzgrundlage identisch mit Faserholz ist, sowie von Brennholz, werden nach Auswirkung der Ergebnisse der Waldstandsaufnahme in der gegenwärtigen Höhe keinesfalls volkswirtschaftlich vertretbar sein, da hierdurch die Rohstoffversorgung der Papierindustrie gefährdet wird. Man wird maßgebendenorts diesem Umstände um so mehr Gewicht beimessen müssen, als die Wertsteigerung eines Festmeters Rundholz — also der Veredlungswert beim Export von Papier — nahezu den vierfachen Erlös gegenüber exportiertem Grubenholz und fast den doppelten Erlös gegenüber exportiertem Bau- und

Nutzholz (Nadelholz) ergibt. Das auf Grund der vom Statistischen Zentralamt veröffentlichten Exportziffern 195 5 erstellte Graphikon zeigt dies in anschaulicher Form. Es sei noch darauf hingewiesen, daß die

„Papierindustrie“ durch die im Gange befindliche Einrichtung von Naßentrindungsanlagen in den maßgebendsten Sulfitzellstoffwerken eine bedeutende Einsparung des bisherigen Holzverlustes bei Messerschälung erzielen will, daß sie die Verarbeitung von Durchforstungs-Dünnholz in den maßgebenden Betrieben durchführt und alle Maßnahmen unterstützt, die bezwecken, aus dem bisherigen Nadelbrennholz alles technisch verwertbare Material zu gewinnen (Maßnahmen gegen Holzfehlverwendung). Eine höhere Ausbeute an Zellstoff durch das Semichemicalverfahren wird mit größtem Interesse durch Versuchsreihen verfolgt und die höchstmögliche Verwertbarkeit solcher Zellulose für die in Betracht kommenden Papiersorten in gleicher Weise untersucht. Auch eine Steigerung zusätzlicher Holzproduktion durch Pflanzung raschwüchsiger Holzarten, insbesondere geeigneter Pappelsorten, vor allem auf Nichtholzböden, wird von der Papierindustrie mit beachtlichem finanziellem Aufwand gefördert.

Die mit allen diesen Maßnahmen der Papierindustrie angestrebte Nachhaltigkeit einer jährlich möglichst gleichmäßigen Holzversorgung zu stabilisierten Preisen hat allerdings zur Voraussetzung, daß, außer der bereits erwähnten notwendigen Exportbeschränkung für Rohholz und Spreißelholz, die Neuerrichtung von Betrieben, welche die gleichen Holzsorten benötigen, unterbleibt. Es besteht sonst die Gefahr, daß derartige Projekte, bei der durch solche verschärften Konkurrenzierung, in der Rohstoffversorgung einen Preisauftrieb bewirken, dem sie selbst zweifellos schon im Entwicklungsstadium erliegen müßten.

Die Holzverwertung durch die.Papierindustrie begründet das Interesse der Gesamtwirtschaft in höchstem Maße durch die nachgewiesene Aufwertung von nahezu einer Million Festmeter Holz — das ist ein Drittel ihres Gesamtholzverbrauches — nicht nur von Brennholz zu Nutzholz, wie bereits erwähnt, sondern auch durch den Export der daraus hergestellten Papiersorten, der den Eingang wertvoller Devisen in bedeutendem Umfang sichert. Die-' ser Umstand wird bei der Abstimmung der durch die Waldstandsaufnahmeergebnisse beeinflußten Holznutzungen mit den Holzverwer-tungserfordernissen maßgebend zu, beachten sein.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung