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Hat Oberhammer noch Chancen?

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Total im Schatten der dramatischen Blockade Österreichs durch aufgebrachte Lastwagenfahrer erlebte unser Land letzten Freitag eine zweite Blok-kade: Die der TV-Regionalisierung durch Sendertrennung mit Hilfe der nach wie vor funktionierenden Abstimmungsmaschine im Kuratorium des ORF. Mit einer Mehrheit von 15:12 beschlossen die Kuratoren, dem Wunsch des Generalintendanten Oberhammer nach einer TV-Regionalisierung bis auf weiteres einen Strich durch die Rechnung zu machen. Zuvor war ein ÖVP-Antrag, der sich inhaltlich haarscharf an einen Regionalisie-rungs-Beschluß der Betriebsräte des ORF anlehnte, mit 12:13 durchgefallen.

Nach dem Ausgang dieser beiden Abstimmungen ist nun vor allem die FPÖ der Öffentlichkeit eine Erklärung schuldig. Parteiobmann Friedrich Peter, der im Kuratorium auch noch für FPÖ-Bundesgeschäftsführer Hans Richard Bogner die Stimme abgeben sollte, nahm an den Abstimmungen nicht teil. Hätte Peter teilgenommen, wäre ihm vermutlich nichts anderes übriggeblieben als entgegen der SPÖ-Fraktion für ein weiteres Fortschreiten in den Regionalisierungs-Bemühungen zu stimmen. Am 8. Juni dieses Jahres hatte der Bundespartei-vorstand der FPÖ eine Resolution beschlossen, in der es heißt: „Die FPÖ tritt als föderalistische Partei grundsätzlich dafür ein, den Belangen der Bundesländer auch im Fernsehen vermehrten Raum einzuräumen.“

Fest steht jedenfalls, daß mit der weiteren Verschiebung der Entscheidung die Würfel über Oberhammers persönliche Zukunft noch nicht gefallen sind. Zu seinen besonderen Schirmherren darf er weiterhin Justizminister Christian Broda und ÖGB-Chef Anton Benya zählen. Für den „Kronen-Zeitung“-Ombudsmann Helmut Zilk macht sich freilich seit einiger Zeit schon Zentralsekretär Karl Blecha bei Bruno Kreisky stark.

Für die Generalintendantenwahl im

Herbst ist noch nicht sicher, ob die ÖVP einen eigenen Kandidaten forcieren wird. ÖVP-Mediensprecher Heribert Steinbauer meint: „Nicht um jeden Preis!“ Ob er sich eine neuerliche Kandidatur des früheren Generalintendanten Gerd Bacher vorstellen könnte: „Ich will's net ausschließen ...“ Der Kuratoriumsbeschluß vom Freitag wird übrigens nach Steinbauer keine Dauerlösung sein: „Die Entwicklung, die auf die Regionalisie-rung hindrängt, wird den Beschluß praktisch überrollen.“

In der Praxis wurde nicht nur der Beschluß des Kuratoriums, sondern auch gleich das Monopol des ORF vergangene Woche in Baden bei Wien überrollt: Die von Prof. Kurt Dieman ins Leben gerufene „Bürgeraktion für Informationsfreiheit und Medienviel-falt“ stellte gemeinsam mit der privaten Wiener Firma „MAZ-Technik“ mehreres unter Beweis: Daß nicht nur der ORF auch in der Qualität völlig entsprechende TV-Produktionen zu machen imstande ist. Daß die Verwendung des Mediums Fernsehen auch auf lokaler Ebene eine zukunftsträchtige Funktion hat. Die auf dem Badener Hauptplatz durchgeführte öffentliche Diskussionsveranstaltung zum Thema Regionalfernsehen wurde von MAZ in Farbe aufgezeichnet. Das Resultat kann auch so charakterisiert werden: Operation gelungen - ORF schweigt.

Die Firma MAZ war schon vor eineinhalb Jahren dem ORF ins Gehege geraten, als es um die Übertragung des Fußballspieles Malta-Österreich ging. MAZ bot eine Farb-Ubertragung des ganzen Spieles. Der ORF lehnte ab und filmte selbst 20 Minuten - in Schwarz-weiß. Im Zweifelsfalle liefert dfit ORF eben weniger prompt, und in schlechterer Qualität: Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

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