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„WER SICH WANDELT, KANN BESTEHEN

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Unter dem Motto: „Kammer neu" wurden in der oberösterreichischen Handelskammer Reformpläne diskutiert. Am Ende der Reformbestrebungen steht ein neues Fundament für eine durchschlagskräftige und bei den Mitgliedern anerkannte Handelskammerorganisation. Denn: Nur wer sich wandelt, kann bestehen!

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Unter dem Motto: „Kammer neu" wurden in der oberösterreichischen Handelskammer Reformpläne diskutiert. Am Ende der Reformbestrebungen steht ein neues Fundament für eine durchschlagskräftige und bei den Mitgliedern anerkannte Handelskammerorganisation. Denn: Nur wer sich wandelt, kann bestehen!

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„Ja, gehört denn das Wirtschafts-förderungsinstitut zur Handelskammer?" Wenn solche Fragen laut wurden, hat man sich schon oft in der Handelskammer geärgert, denn die Organisation dieser gerade auch im Ausland beneideten Serviceeinrichtung wird von der Kammer mit vielen Millionen gefördert und betrieben. Auch viele andere Serviceangebote werden zu wenig als Leistungen der Handelskammer gewertet. Als dann noch dazu die Diskussion um die Pflichtmitgliedschaft zur Kammer immer heftigere Formen annahm, verstärkte sich in der Bundeswirtschaftskammer und den Landes-Handelskammem der Wunsch nach einer stärkeren Profilierung. Diese sieht folgendermaßen aus: □ Das neue Handelskammerwahlrecht soll persönlichkeitsbezogener werden. Die Ziele heißen unter anderem: Direktwahl, größeres Mitspracherecht kleinerer Wählergruppen, Beschränkung der Funktionsdauer auf höchstens drei Perioden in ein- und derselben Funktion, es soll auch möglich sein, untüchtige Funktionäre abzuwählen, bei Ausscheiden aus dem Unternehmen soll die Kammerfunktion erlöschen, ebenso bei Geschäftsauflösung oder bei Pensionsantritt.

□ So wie bisher werden Handelskammer-Funktionäre auch in Zukunft keine Abfertigung oder Pension erhalten, sondern nur höchstens zwölfmal jährlich eine voll zu versteuernde Aufwandsentschädigung.

□ Die Pragmatisierung von Kammer-mitarbeitem wurde abgeschafft.

□ Bei der Einverleibungsgebühr wird es Erleichterungen geben.

□ Die Erledigungsfristen werden verkürzt, Doppelgleisigkeiten werden ausgeschaltet.

□ Die Handelskammer-Bezirksstellen werden aufgewertet und als unmittelbare Anlaufstellen besser ausgestattet. Es soll keine geographischen Nachteile für die Mitglieder geben.

□ Die Kammermitglieder werden durch gezielte Gespräche, Betriebsbesuche oder das Vorschlagsforum in den Kammemachrichten verstärkt in die Entscheidungsprozesse der Handelskammern einbezogen.

Nun, nahezu genau ein Jahr nach Amtsantritt des neuen Kammerpräsidenten Kurt Kaun, kann der Präsident eine überaus positive Zwischenbilanz seiner Arbeit für die oberösterreichische Wirtschaft legen. So wurden die großen Themen .Arbeitszeitverkürzung", „Steuerreform" oder Lieber privat als Staat" griffig an die breite Öffentlichkeit herangetragen. „Man" hat im Land gemerkt, daß da von der Wirtschaftsvertretung wirklich etwas getan wird. Hier stellt Präsident Kaun fest: „Im Wege des Vorschlagsforums und von Rücksendeallongen wurden und werden Kammermitglieder stärker als früher in den Meinungsbildungsprozeß integriert. Das erhöht nicht nur die Wirtschaftskompetenz der Handelskammer, es bindet auch gleichzeitig die Wirtschaftstreibenden stärker an ihre Interessenvertretung."

Um Dialog bemüht

Man war und ist um den Dialog mit den Mitgliedern bemüht. Das habe er auch bei seinen mehr als 150 Firmenbesuchen gespürt und gerade auch bei den besonders kritischen Unternehmern zu hören bekommen, wie wichtig es sei, daß man deren Anliegen und Probleme gleich direkt „vor Ort aus erster Hand" anbringen kann.

Deutlich erkennbar ist die Handschrift der neuen Kammerführung auch im Bereich der Serviceleistungen. Nach dem Motto „Nicht alles für alle gleichzeitig anbieten" wurden unter Berücksichtigung der Marktorientierung zielgruppenspezifische Markenprofilierungen für die Abfallbörse, die Ostaktivitäten sowie die EG-Infostelle durchgeführt. Um die Dienstleistungsorientierung der Kammerorganisation schon im Erscheinungsbild zu verdeutlichen, entsteht derzeit im Linzer Handelskammergebäude ein modernes Dienstleistungscenter. Dasselbe gilt auch für die Bezirksstellen. Wels und Vöckla-bruck verfügen bereits über derartige offene Kundendienstzonen, Steyr soll noch im Sommer abgeschlossen werden und für die übrigen Kammer-Bezirksstellen will Präsident Kaun dieses Vorhaben bis Ende dieser Funktionsperiode realisiert wissen.

„Für die Kammermitglieder wird in Hinkunft der Weg in die Wirtschaft unbürokratischer und billiger werden", verweist Präsident Kaun auf Erfolgsergebnisse des Reformprozesses auf Bundesebene, die von der HandelskammerOberösterreichdurch seine Funktion als Leiter der bundesweiten Reformarbeitsgruppe maßgeb-lich mitgestaltet wurden. Erfolge im Interesse der Wirtschaftstreibenden gibt es unter anderem bei den Einverleibungsgebühren, deren Mindestsätze reduziert werden und die im Höchstsatz anstelle bisher 10.000 nur noch 5.000 Schilling betragen. Zudem wird für weitere Mitgliedschaften nur mehr die Hälfte der Gebühren verrechnet, betont Präsident Kaun weiter. Erleichterungen bei der Untemehmensgrün-dung erwartet sich der oberösterrei-chische Handelskammerpräsident auch von der derzeit vorbereiteten Novelle zur Gewerbeordnung.

Das von der Handelskammer erstellte Vorschlags- und Maßnahmenpaket an das Land Oberösterreich hat maßgeblich dazu beigetragen, die Verfahrenskonzentration auf Landesebene in die Wege zu leiten und damit den Verwaltungsaufwand für die Betriebe spürbar zu reduzieren. Eine ähnliche Bewußtseinsbildung ist inzwischen auch im Bereich der Privatisierung festzustellen, freut sich Präsident Kaun. Als Erfolg wertet er ferner, daß Oberösterreich bei der Förderungsvergabe Großbetriebe nicht mehr bevorzugt behandelt, was vor allem von den vielen Klein- und Mittelbetrieben begrüßt wird.

Aktion „Kammer neu"

Ein Femziel im Rahmen der Kammerreform dürfte auch eine generelle Umbenennung sein. Man will von dem Wort „Handelskammer" auf „Wirtschaftskammer" übergehen. Die Kritik, daß man dann die Landeswirtschaftskammer mit der Landwirtschaftskammer verwechseln könne, zieht nicht. Denn die Länderkammem werden dann eben nicht Landes-Wirt-schaftskammern, sondern, etwa „Wirtschaftskammer Wien" oder „WirtschaftskammerOberösterreich" heißen.

Bundeskammer-Präsident Mader-thaner sieht in einem Erfolg der Aktion „Kammer neu" eine wichtige Basis für das Festhalten der Kammer an der obligatorischen Mitgliedschaft. „Übrigens gibt es die gesetzliche Mitgliedschaft auch in der Mehrheit der EG-Länder", faßt er zusammen.

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