Mittlerweile kann einem der anfangs so gehypte SPD-Parteichef und Kanzlerkandidat Martin Schulz fast schon leidtun. Die ständigen Fragen, wo denn der "Schulz-Effekt" - wahlweise auch "Schulz-Faktor" - bleibt, können er und seine Genossen spätestens seit der jüngsten Wahlschlappe in Nordrhein-Westfalen sicher nicht mehr hören. Genauso wenig das überstrapazierte Bild vom "Schulz-Zug", der auf ein Abstellgleis gefahren sei, weil es der von seiner Partei mit (unklugen) 100 Prozent Gewählte nicht geschafft hat, seine vollmundigen Versprechungen zum Wohle des "kleinen Mannes" mit konkreten Inhalten zu füllen. Dazu kam speziell in Nordrhein-Westfalen der Unmut der Bürger über eine als unzureichend empfundene Bildungs-und Sicherheitspolitik. All dies zusammen hat den blassen CDU-Kandidaten Armin Laschet über Nacht zum Helden gemacht, der für seine Partei den dritten Landtagswahlsieg in Folge holte. - Im Bundestagswahljahr und bei der Wahl, die zur wichtigsten Vorabstimmung verklärt worden war. Übrigens vor allem von der SPD. Der bedauernswerte Martin Schulz muss sich nun den Fragen nach seiner schwindenden politischen Zugkraft und dem Effekt-Unwort stellen. Tatsächlich haben er und seine Partei im Freudentaumel der übertriebenen Schulz-Euphorie viele Fehler gemacht. Aber wofür sie nichts können, ist der jetzt zu Tage tretende "Trump-Effekt". In Zeiten, in denen viele Deutsche mit ängstlichem Unglauben beobachten, welche populistischen Narzissten weltweit an die Macht kommen, setzen sie offensichtlich auf Altbewährtes und wählen die Angela-Merkel-CDU. Auch wenn die deutsche Langzeitkanzlerin schon etwas amtsverbraucht erscheint, verkörpert sie für viele nach wie vor das so dringend ersehnte Sicherheitsgefühl und einen bewussten Kontrapunkt zu den Trumps und Erdogans dieser Welt.
Die Autorin ist Korrespondentin der ARD im Nahen Osten
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