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Mit großer Eindeutigkeit hat die Deutsche Bischofskonferenz dem Wunsch des Papstes entsprochen. Die Praxis der kirchlichen Beratungsstellen wird sich ändern, ein neuer Modus soll (und muß) gefunden werden.

Es ist bemerkenswert, daß der Bischof von Rom seine Entscheidung als "eindringliches Bitten" vorlegt, in der Absicht, seine Brüder zu stärken. Grundmotivation dafür ist die Sorge um die "Zweideutigkeit, welche die Klarheit und Entschiedenheit des Zeugnisses der Kirche ... verdunkelt".

Man erinnere sich: Mit dieser Begründung hat die Glaubenskongregation im Herbst 1994 auch die pastorale Praxis der oberrheinischen Bischöfe gestoppt, die einen Weg der verantworteten Zulassung zu den Sakramenten für wiederverheiratete Geschiedene eingeschlagen hatten. Damals ging es um die Eindeutigkeit des Zeugnisses der Kirche für die Unauflöslichkeit der Ehe.

Beides - der Schutz des Lebens wie auch die Ehe - sind hohe Werte, daran besteht kein Zweifel. Die Kirche muß dafür einstehen, eindeutig. Aber wenn sie dabei nicht zugleich die Spannung mitaushält, die die betroffenen Menschen plagt, dann verläßt sie ihre Sendung und vernachlässigt ihre Aufgabe. In diesem Dilemma - wie es die deutschen Bischöfe genannt haben - gibt es nicht einfach den Rückzug, er mag den Bischöfen auch schwer genug gefallen sein. Oder gelten jene Argumente, welche die bisherige Praxis als verantwortbar erscheinen ließen, jetzt plötzlich ethisch nicht mehr?

Ich habe Sorge vor einer katharischen Kirche, welche zwar die Weisung Gottes und das Wort Jesu vertritt, das Verhalten Jesu als Inkarnation Gottes aber nicht mehr wahrnimmt und vermittelt. Die Spannung zwischen der normativen Richtlinie und der auf die Menschen zugehenden Praxis gehört zum Vermächtnis Jesu, in allem damit verbundenen Risiko zur Zweideutigkeit.

Das Signal dieser jüngsten Entscheidung ist überaus eindeutig, erschreckend klar sogar, und nicht nur hinsichtlich des Themas: Denn Absender und Empfänger des Schreibens geben Einblick in ihr Verständnis von Kirche und deren Leben vor Ort. Das könnte ich mir aber durchaus vieldeutiger vorstellen.

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