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18 Jahre Katakombendasein

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Die Liberalisierungsmafjnahnien im Frühjahr 1968 in der Tschechoslowakei konnten vom ersten Tag an nicht eng auf innerparteiliche Probleme abgegrenzt werden. Im kirchlichen Bereich brachten sie dort eine besonders starke Reaktion, wo früher die schärfsfen und radikalsten Maßnahmen ergriffen worden waren. So zeigte nach 18jährigem Katakombendasein die griechisch-katholische Kirche, die man auch die mit Rom unierte (vereinte) oder die katholische Kirche des byzantinischen Ritus’ bezeichnete, unerwartet starke und kräftige Lebenszeichen.

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Die Liberalisierungsmafjnahnien im Frühjahr 1968 in der Tschechoslowakei konnten vom ersten Tag an nicht eng auf innerparteiliche Probleme abgegrenzt werden. Im kirchlichen Bereich brachten sie dort eine besonders starke Reaktion, wo früher die schärfsfen und radikalsten Maßnahmen ergriffen worden waren. So zeigte nach 18jährigem Katakombendasein die griechisch-katholische Kirche, die man auch die mit Rom unierte (vereinte) oder die katholische Kirche des byzantinischen Ritus’ bezeichnete, unerwartet starke und kräftige Lebenszeichen.

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Die Maßnahmen im Siedlungsgelbiet der griechisch-katholischen Bevölkerung in der Ostsiowakei mit Presov als kirchlichem Mittelpunkt im Frühjahr 1950 stellten sozusagen nur die Ouvertüre für die Kirchenverfolgungen der kommenden Jahre auf dem Gebiet der Tschechoslowakei dar. Alles, was später praktiziert wurde, Täuschung und Gewalt, Umwerben und Zwang, war hier schon, genau zwei Jahre nach der kommunistischen Machtergreifung, klar ausgebildet und sichtbar.

Für die unierte Kirche der Ostslowakei hatte es allerdings schon ein Vorspiel gegeben, das der übrigen Welt durch einen zweifachen Vorhang, den „Eisernen“ vor der Tschechoslowakei und den entlang der sowjetischen Grenze, großteils unbekannt geblieben ist. Von den rund Millionen unierten Katholiken Osteuropas waren die, die in den Bereich der Sowjetunion gekommen waren, besonders hart angefaßt worden. Und zu der Zeit, da der Kirchenkampf in der Ostsiowakei gegen die unierten Katholiken erst einsetzte, waren die rund 3,5 Millionen griechisch-katholischen Ukrainer der einst polnischen Diözesen Stanislau und Przemysl, die rund 550.000 der i einst karpato-ukrainischen Diözese t Munkacz (Die Karpaten-Ukraine t mußte noch 1945 aus dem Bereich i der Tschechoslowakei an die Sowjet-union abgetreten werden) und die 5 70.000 unierten Ukrainer der einst rumänischen Bukowina auf dem t Papier längst orthodoxe Christen geworden. Alle zehn ukrainischen , griechisch-katholischen Bischöfe waren im Haft oder tot, wobei eigent-lieh nur der Tod des erst 46jährigen Apostolischen Administrators der Karpaten-Ukraine, Bischof Theodor i Romza, der 1947 von russischen Pan- i zern tödlich „überfahren“ wurde, einiges Aufsehen erregte. Innerhalb von zwei Jahren zwischen 1945 und 1947 waren die fünf ukrainischen unierten Bistümer, dazu fünf Apo- i stolische Administratoren vernichtet l und 3040 Pfarren aufgehoben wor- l den. Man hatte es sehr eilig und i wollte vor allem nicht den 300. Jah-restag der „Uzohroder Union“ ab-warten; am 15. Jänner 1652 hatten ; sich Priester des griechischen Ritus , aus dem ganzen Karpatangehiet mit einem Schreiben an Papst Inno- : zenz X. gewandt und ihre Zugehörig- i keit zur katholischen Kirche erklärt.

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