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Verwachsene Pfade des Dialoges

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„Ich bin zu diesem Symposion mit einem Olivenzweig in der Hand gekommen", sagte der Erz-bischof von Hermannstadt, Antonie Plamadeala, bei der ökumenischen Tagung „Religion und Kirchen im alten Osterreich" in Salzburg, das „Pro Oriente" Land, Universität und Erzdiözese Salzburg veranstalteten.

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„Ich bin zu diesem Symposion mit einem Olivenzweig in der Hand gekommen", sagte der Erz-bischof von Hermannstadt, Antonie Plamadeala, bei der ökumenischen Tagung „Religion und Kirchen im alten Osterreich" in Salzburg, das „Pro Oriente" Land, Universität und Erzdiözese Salzburg veranstalteten.

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Es scheitert nicht an der Dialogbereitschaft. Katholiken, Orthodoxe und Unierte (Mitglieder jener Kirchen, die sich, nach der Abspaltung der Ostkirche im Jahr 1054, wieder mit Rom vereinigt, aber ihre Kirchensprache und Riten beibehalten haben) suchen das gemeinsame Gespräch.Und landen doch immer wieder in einer Sackgasse. Wie schwer fällt es den Unier-ten und Orthodoxen, sich nach den Jahrzehnten der Unterdrückung in den kommunistischen Ländern wieder einander anzunähern.

Beide Kirchen stöhnten unter dem Joch der kommunistischen Machthaber, jetzt aber wird diskutiert (und auch in Salzburg kam dies zur Sprache), wer mehr zu leiden hatte.

Wie kompliziert ist das Verhältnis nach Jahrhunderten der Spaltung zwischen Orthodoxen und Unierten beziehungsweise Katholiken. Die Konzilsväter haben im dritten Kapitel des Dekrets über den Ökumenismu feierlich erklärt, „daß die Kirchen des Orients, im Bewußtsein der notwendigen Einheit der ganzen Kirche, die Fähigkeit haben, sich nach ihren eigenen Ordnungen zu regieren, wie sie der Geistesart ihrer Gläubigen am meisten dienlich sind - Auch haben sie erkannt, „daß die vollkommene Beobachtung dieses Prinzips- die not-' wendige Vorbedingung zur Wiederherstellung der Einheit darstellt.

Und doch waren die Vorwürfe des „Proselytismus- (Abwerbung einer Person aus ihrer Religion oder Konfession unter Anwendung unlauterer Mittel) und des „Uniatismus- (Versuch, die unierten Kirchen mit ihren unterschiedlichen Riten wieder unter dem lateinischen Ritus der katholischen Kirche zu vereinen) in Salzburg ein wichtiger, weil noch immer nicht bewältigter, Diskussionspunkt.

Die alten, kommunistischen Herrschaftsstrukturen sind zerfallen. Die Orthodoxen weigern sich vielerorts, Kirchengemeinden der Unierten, die sie in dieser Zeit übernommen haben, zurückzugeben: ein Konfliktpunkt im Dialog zwischen den „getrennten Brüdern-. Antonie Plamadeala, Metropolit der rumänisch-orthodoxen Kirche, sah es in Salzburg freilich anders: „Der Dialog wird nicht angenommen. Man wendet sich in Streitfragen an die Zivilbehörden, die orthodoxe Kirche und ihre Hierarchen, mit den Patriarchen an der Spitze, werden weiterhin verleumdet! Man verschweigt, daß nicht nur die orientalisch-katholische Kirche mit byzantinischem Ritus (also die „Unierten-), sondern auch alle anderen, gleichviel zu leiden hatten unter den Verfolgungen der kommunistischen Regierung-Streitigkeiten aussetzen

Konstruktive Vorschläge des Metropoliten: Aussetzung der Streitigkeiten für fünf bis sechs Jahre; Geistliche beider Konfessionen sollen bei Abwesenheit des einen für den anderen die Gottesdienste halten, wie es vor 1948 üblich war; die Hierarchen beider Kirchen sollen zu verschiedenen Anlässen (gemeinsame nationale Ereignisse, Einsetzungen oder Begräbnisse von Bischöfen...) einander brüderlich begegnen...

Vorbehalt: „Ich wünsche mir den Dialog. Aber wenn die Mehrheit der orthodoxen Kirchen, besonders jene, die unter den „Schlägen- der Unierten leiden, seine Unterbrechung wünschen, dann kann ich den Dialog nicht alleine fortführen und kann ihnen meine ganze Unterstützung nicht verweigern-, zitierte der Metropolit seinen Patriarchen Bartholomäus.

Die „andere- Seite: In der Zeit der kommunistischen Herrschaft mußten sie beispiellose Unterdrückung ertragen, jetzt haben sie die Freiheit erlangt. „Darüber haben sie sich auch gefreut-, versicherte Prälat Octavian Barlea, Leiter der Unierten-Mission in Deutschland. Doch jetzt fragen die unierten Rumänen, ebenso wie die Ukrainer und andere unierte Kirchengemeinschaften, nach den einst von ihnen erbauten und von den Kommunisten enteigneten Kirchen, die jetzt den Orthodoxen gehören.

Zur Situation im ehemaligen Jugoslawien meinte Altbundespräsident Rudolf Kirchschläger, der Präsident der Stiftung „Pro Oriente-: „Noch handelt es sich nicht um einen Glaubenskrieg-, doch das Zusammenspiel von Nationalitätsbewußtsein und Religionszugehörigkeit könnte in Zukunft spannungverstärkend wirken.

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