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Wien und Regensburg -Treffpunkte mit Ostkirchen

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Als vor zehn Jahren Papst Paul VI. mit dem ökumenischen Patriarchen Athenagoras in Konstantinopel zusammentraf, da gab es weltweit eine große Hoffnung auf das Ende des Schisma und eine Annäherung der orthodoxen mit der katholischen Kirche. Es schien, als ob die Kluft nicht so schwer zu überbrücken wäre, und selbst eine viele Jahrhunderte dauernde Trennung durch ein öffentliches Händeschütteln für null und nichtig gemacht werden könnte. Doch nach den spektakulären Treffen der Kirchenfürsten, besonders aber nach dem Tode Athenagoras' wurde es stiller und stiller, im Laufe der Zeit hatte mancher den Eindruck, als ob nach den großen öffentlichen Gesten die Wiedervereinigungsbestrebungen eingeschlafen wären.

Diese offiziellen Schritte der obersten Hierarchie sollten jedoch als ein Signal angesehen werden. Seither sind viele Dinge geschehen, die für ein gegenseitiges Kennenlernen grundlegend wichtig waren.

Die Stiftung „Pro Oriente“ in Wien veranstaltete verschiedene Symposien und Konsultationen. Auch eine rege gegenseitige Besuchstätigkeit entfaltete sich zwischen Patriarchen, Bischöfen und Theologen. Das persönliche Kennenlernen ist wohl die wichtigste Basis, um in ein fruchtbringendes Gespräch zu kommen.

Eine der Initiativen, die noch von Athenagoras und dem deutschen Kardinal Döpfner zur Besserung der Situation ins Leben gerufen wurde, war die Einberufung der „Regensburger ökumenischen Symposien“. Sie sollten östlichen Theologen aus den verschiedenen autokephalen orthodoxen Kirchen und westlichen Theologen aus dem deutschen Sprachraum Gelegenheit geben, jeweils eine Woche zur theologisch-wissenschaftlichen Diskussion, aber auch zum gemeinsamen Gebet und Gespräch zusammenzukommen.

Als Themen wurden keine kontroversen Fragen ausgewählt, man sprach über die Sakramente, was gleichwertig, aber nicht gleichartig in den Traditionen beider Kirchen ist, um aus der geistlichen Erfahrung der anderen zu lernen.

Eine neue Symposienreihe unter dem Generalthema: „Die Kirche und ihr Leben in Ort und Zeit“ ist für 1979 geplant. Die Gespräche sollen dort beginnen, wo ein fundamentales Einverständnis zwischen den beiden Kirchen gegeben ist. Von da aus will man dann zu den ungeklärten Fragen der kirchlichen Struktur vordringen.

In den zehn Jahren seit der ersten Begegnung des Patriarchen Athenagoras mit Kardinal Döpfner hat sich die Situation sehr gewandelt. Die Orthodoxie hat inzwischen die Zustimmung gegeben, eine gesamt-orthodoxe und eine katholische Kommission einzusetzen, um den offiziellen theologischen Dialog zwischen beiden Kirchen vorzubereiten.

Die Wiener Stiftung „Pro Oriente“ wieder legte ihr Gewicht stärker auf die Besuchertätigkeit. Besonders wichtig war im vergangenen Jahr unter der Leitung des Kardinals König die Begegnung mit dem syrisch-orthodoxen Patriarchen Mar Yacoub III. von Antiochien in Damaskus, wie auch der Besuch beim ökumenischen Patriarchen Demetrius I. von Konstanti-•nopel, dem Nachfolger Athenagoras'. Eine Delegation von „Pro Oriente“ war vor einigen Monaten auf Einladung der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau und Leningrad. Bei dieser Gelegenheit kam es zu einem eingehenden Gespräch mit dem Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche, Pimen. Im November kam eine armenisch-orthodoxe Delegation aus Eri-wan nach Wien. Im September 1978 wird in Lainz die große 4. Konsultation über Primatsfragen mit den Altorientalen stattfinden. Zu dieser Veranstaltung werden dreißig bis vierzig Theologen erwartet. Inzwischen bereiten die orthodoxen Kirchen ihre panorthodoxe Synode vor, die möglicherweise in Genf tagen wird.

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