Kurz bevor das II. Vatikanum mit dem Dokument "Unitatis Redintegratio" die katholische Sicht auf die anderen christlichen Kirchen bahnbrechend veränderte, gründete 1964 Kardinal König in Wien die Stiftung Pro Oriente, die sich der Ökumene mit den Ostkirchen verschrieben hat. In den Anfangsjahren war der Akademikerseelsorger Otto Mauer einer der Motoren hinter der Stiftung. Im Lauf der letzten 50 Jahre gelangen im Umfeld von Pro Oriente einige Durchbrüche. Der erste davon war 1971 die "Wiener christologische Formel", durch die die 1500 Jahre währende Kirchentrennung zwischen den orientalischorthodoxen Kirchen (Armenier, Kopten etc.), die als "monophysitische Häretiker" bezeichnet wurden, und der katholischen Kirche überwunden werden konnte. Im Jahr 1974 fand in Wien das "Erste Ekklesiologische Kolloquium Koinonia" mit den orthodoxen Kirchen statt. Ein Ergebnis davon war, dass im Jahr 1980 der offizielle katholisch-orthodoxe Dialog aufgenommen wurde. Als weiterer Meilenstein gilt ab 1994 der Dialog mit Kirchen der syrischen Tradition, respektive der im damaligen Perserreich verbreiteten "Kirche des Ostens", deren Ausläufer bis nach Indien, China und Japan reichten. Nach der Wende 1989 engagierte sich Pro Oriente beim Wiederaufbau der von Stalin verbotenen unierten Ostkirchen sowie im Dialog mit den orthodoxen Kirchen. Zum 50-Jahr-Jubiläum am kommenden Wochenende werden in Wien unter anderem der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. sowie Kopten-Papst Tawadros II. erwartet. Derzeitiger Präsident der Stiftung ist der frühere Generaldirektor der Österreichischen Nationalbibliothek, Johann Marte, dem Kuratorium steht Wiens Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn vor, der einmal meinte: "Es gibt keine vergleichbare katholische Organisation, irgendwo in der Weltkirche, die so umfassend, so entschieden und so nachhaltig das Gespräch mit dem christlichen Osten geführt hat, wie Pro Oriente".
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