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Der Vorstoß der Orthodoxie in Rumänien

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Die Meldungen verschiedener politisch - beeinflußter Agenturen über die Vorgänge in der unierten griechisch-katholischen Kirche Rumäniens überweisen sich als tendenziös übersteigert, mindestens ist der innerhalb der Orthodoxie erhobene Triumph über die „Rückkehr" der bisher mit Rom Unierten zur Orthodoxie den Ereignissen vorausgeeilt. Allerdings hat der Terror mit aller Gewalt eingesetzt, unterstützt von Seiten der staatlichen Stellen. Einunsvon Augenzeugen zugehender Bericht meldet die Verbringung einer größeren Gruppe von Priestern der unierten Kirche des rumänischen Ritus nach dem Salzbergwerk von S u g in den Karpathen südlich der oberen Theiß. — Wie W. de Vries, Rom, in einer Situationsschilderung, welche die „Neuen Zürcher Nachrichten“ veröffentlichen, berichtet, hat die kommunistische Regierung ihre Polizei in die katholischen Dörfer geschickt, um die unierten Geistlichen durch Drohung mit Deportationen und anderen Zwangsmaßnahmen zum Abfall von der katholischen Kirche zu bewegen. Im Bukarester „Uni- versul“ wird berichtet, daß nach dem offiziellen Akt der Bukarester orthodoxen Synode 423 griechisch-katholische Kanoniker, Erzpriester, Professoren und Priester in die orthodoxe Kirche aufgenommen wurden. Aus dem gleichen Bukarester Blatt ist ersichtlich, daß die Delegation, die nach der Versammlung von Klausenburg nach Bukarest ging, um dort den Anschluß an die Orthodoxie zu verkünden, von diesen bevollmächtigt gewesen sei. Die unierte griechisch-katholische, Kirche Rumäniens zählte bisher 2 340 Priester. Es wird sich erst zeigen, inwieweit der erst geschehene Einbruch der Orthodoxie, den jene 423 bezeichnen, von größeren Weiterungen gefolgt sein wird und die Existenz der unierten Kirche Rumäniens in Frage gestellt werden kann. Die Ähnlichkeit des Ritus und’ der Umstand, daß die unierten Priester zumeist verheiratet sind und für eine Familie zu sorgen haben, ‘ bietet gewisse Schwächemomente, die den terroristischen Angriff begünstigen.

Bis zu der jetzigen gewaltsamen Aufhebung von Bistümern durch die Regierung, hatte Rumänien fünf katholische Diözesen des lateinischen und fünf k a- tholische Diözesen des griechischen Ritus.

Die römisch-katholische Kirchenprovinz umfaßte das Erzbistum Bukarest, die Bistümer Jassy; Karlsburg-Alba, Julia-Gyula- fehervar; Temesvar das frühere Tschana- der Bistum, welcher Titel auf die in Ungarn verbliebene Teildiözese mit dem neuen Sitz in Szegedin nach dem ersten Weltkrieg übergegangen ist, während der Großteil der an Rumänien gelangten ursprünglichen Tschanader Diözese den Namen Temesvar erhalten hat; die kanonisch vereinigten Bistümer Großwardein-Oradea, Mare-Nagy- värad und Satmar; schließlich das armenischkatholische Vikariat. Zusammen fünf Diözesen und ein Vikariat.

Die griechisch-katholische Kirchenprovinz Rumänien umfaßte das Metropolitan-Erzbistum Blasendorf-Blaj und die Bistümer Lugosch-Lügoj; Großwardein- Oradea, Mare-Nagyvärad; Klausen-Cluj- Koloszvar-Armenierstadt oder Neuschloß- Gherla-Szamosujvär sowie Neustadt oder Frauenbach-Baia, Mare-Nagybänya, dem auch die griech.-kath.-ruthenischen oder ukrainischen Pfarren der Bukowina einverlebt waren, für die der unierte rumänische Bischof einen eigenen Vikar im Buchenlande hatte. Zusammen fünf Diözesen. Die Diözesen Großwardein und Neustadt zählen auch einige griech.-kath.-ungarische und ruthe- nische Pfarren.

In dem von der „Furche“ Nr. 44 veröffentlichten Artikel „Eine geistige Grenze verschob sich“, verlangt jene Stelle, in Spalte 4, Seite 7, an der von dem Bemühen des rumänisch - orthodoxen Patriarchen, unierte Priester für den Abfall zu gewinnen, einer Druckfehlerberichtigung: Der erste Satz des zweiten Absatzes soll richtig lauten: „Vorausgegangen ist die Zertrümmerung der katholischen Kirchenorgani- s a t i o n“.

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