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Einer von neun

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Der greise rumänische griechisch-katholische Bischof Siebenbürgens, Iuliu Hossu, 85, ist vor kurzem unter nicht näher bekannten Umständen gestorben. Wie aus Rom zu erfahren war, wurde der Papst von der Nachricht des Ablebens des griechischkatholischen Bischofs von Cluj-Gherla — Klausenburg — tief getroffen. Wie Osservatore Romano meldete, sandte Kardinalstaatssekretär Jean Villot die lateinische Kondolenzschrift des Heiligen Vaters an Siebenbürgens römisch-katholischen Bischof in Alba Iulia, Aron Märton. In Bischof Iuliu Hossu ursprünglich: Gyula Hosszus Adern floß ungarisches und rumänisches Blut. Unter den damals 2,5 Millionen Ungarn Siebenbürgens war die Enttäuschung nach dem ersten Weltkrieg groß, als er sich zum Rumänentum bekannte und seinen Namen fortan rumänisch schrieb. Nahe Verwandte von ihm lebten in Ungarn (es waren hohe Generäle, berühmte Schauspieler darunter), die den familiären Kontakt zu ihm abgebrochen hatten. Als Klausenburg mit einer Hälfte Siebenbürgens im Jahre 1939 an Ungarn zurückgegliedert wurde, war die Überraschung des Bischofs groß, als ihm die alte Heimat einen Sitz im Oberhaus anbot, den er auch annahm. Er betrachtete sich jedoch im ungarischen Parlament als Beschützer der Rumänen in Siebenbürgen.

Bukarester KP-Natdonalchauvinisten dankten es ihm nach der kommunistischen Machtübernahme damit, daß sie ihn aus seiner Diözese und dem Bischofspalais an Klausenburg verjagten. Für griechisch-katholische Kirchenfürsten gab es damals keinen Platz mehr im ultraroten Rumänien, weil die Liquidierung der Nationalkirche längst beschlossen war. Sie sollte in die pravoslawisch-orthodoxe Kirche eingeschmolzen werden und aus der rumänischen Geschichte verschwinden, obwohl Rumänien seine staatliche Selbständigkeit zum großen Teil der zielbewußten Tätigkeit der Popen zu verdanken hatte. Was seinerzeit Iuliu Hossu für seine neuen Konpatrioten empfand, weiß niemand. Als Trost blieb ihm jedoch, daß er während seiner ganzen Bischofstätigkeit das volle Vertrauen des Vatikans genoß, wo er bis zum Tode viele und einflußreiche Freunde hatte. Die ersten Jahre im „befreiten“ Land verbrachte der religierte Bischof in verschiedenen volksdemokratischen Gefängnissen. Nach 1956 lebte er interniert in einem orthodoxen Kloster nahe von Bukarest.

Bischof Hossu ist nur einer von Rumäniens neun griechisch-katholischen Bischöfen. Was ist mit den anderen acht geschehen? Kathpreß irrte jedenfalls, als sie Hossu den letzten griechisch-katholischen Bischof nannte. Die anderen Kirchenfürsten wurden in den Jahren 1948 und 1949 ebenso verhaftet und eingekerkert wie Hossu. Drei von ihnen waren den Leiden der Parteijustiz körperlich nicht gewachsen: Ion Suciu, Liviu Chinezu und Vasile Aftenie starben vor etlichen Jahren im Gefängnis. Fünf Bischöfe erlebten die Amnestie im Jahre 1964 und wurden freigelassen. Ihre Diözesen bekamen sie niemals zurück, mußten Zwangsquartiere in voller Abgeschiedenheit beziehen und durften keine religiöse oder öffentliche Tätigkeit mehr ausüben. Suffragan-Bischof Ioan Ploscaru fristet seine Tage in Lugoj, Bischof Joan Chertes — früher: Kertesz — in Sarateni, Bischof Alexandru Todea lebt in Reghih und Bischof Ion Dragomir in Arinis. Auch der Bischof von Groß-wardein, Iuliu Hwtea, muß in vollkommener Zurückgezogenheit leben.

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