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Volkskunde

19451960198020002020

Quellen und Forschungen seit 1930. Von Will Erich Peukert (Göttingen) und Otto Lauf er (Hamburg). Band XIV der „Wissenschaftlichen Forschungsberichte“, heruasgegeben von K. Hönn. • 343 Seiten. A. Francke Verlag, Bern

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Quellen und Forschungen seit 1930. Von Will Erich Peukert (Göttingen) und Otto Lauf er (Hamburg). Band XIV der „Wissenschaftlichen Forschungsberichte“, heruasgegeben von K. Hönn. • 343 Seiten. A. Francke Verlag, Bern

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Der Wert des umfangreichen Berichtes liegt in der Verarbeitung der seit 1930 erschienenen volkskundlichen Arbeiten deutscher und westeuropäischer, besonders auch skandinavischer Herkunft, wobei Peuckert die Methode und Geschichte der Volkskunde, die volkskundlichen Gesamtdarstellungen und die Kapitel Volksglauben, Sitte und Brauch, das volkstümliche Erzählgut (Märchen, Schwank und Sage) sowie Volkslied, Rätsel und Sprichwort behandelt (S. 7 bis 260), während der seither verstorbene Hamburger Professor Laufer „das Volkswerk“, das heißt die Sachgüter: Hof und Haus, Hausrat und Gerät, Volkskunst, Tracht, Masken und Mummenschanz sowie die Sachgüter des kirchlichen und rechtlichen Volkslebens und die „Symbolforschung“ untersucht (S. 263 bis 331). Ein Nachtrag von Dora Lühr mit Literaturverzeichnis bis 1950 und ein Sachregister beschließt das Buch.

Erfreulich ist die klare Abkehr von aller „politischen“ volkskundlichen Literatur und die nachdrückliche Zurückweisung aller „Gleichschaltunigen“, denen gerade die Volkskunde in nationalsozialistischer Zeit stark ausgeliefert gewesen ist. Auch die Einstellung auf das vulgus in populo, auf den „Mutterboden der betreffenden Kulturnation“ und die Darlegung der Volkskunde als einer historischen Geisteswissenschaft, wie sie die Franzosen Luc Lacouriere et l'abbe Felix-Antoine Savard (1945/6) und der Oesterreicher v. S r b i k (Geist und Geschichte 2, 1951, S. 337 ff.) herausgearbeitet haben, erscheint mir sehr begrüßenswert. Die Schweiz und die skandinavischen Arbeiten kommen dabei neben den wertvollen deutschen besonders gut und ausführlich zur Sprache, während die österreichischen wohl zu kurz kommen, woran gewiß auch die verhängnisvolle „Buchgrenze“ schuld ist, die ja auch uns die ausländische Literatur so schwer erreichbar gemacht hat. Einen besonderen Wert sehe ich in den Kapiteln über die Arbeit des Volkes (Hirten, Bauern, Schiffer und Fischer, Jäger, städtische Handwerker und Fabrikarbeiter) und über die kirchliche Volkskunde, über die Peuckert auch in der „Zeitschrift für Kirchengeschichte“ 1939 eine eigene Abhandlung verfaßt hat.

Von den einzelnen Kapiteln des geistigen Volkslebens ist das Märchen und die Märchenforschung am ausführlichsten bedacht (S. 131 bis 176), wobei die neuesten Märchensammlungen in vergleichenden Parallelen übersichtlich dargestellt werden. Bei der Sage finden berechtigterweise die skandinavischen und finnischen Forschungen verdiente und ausführliche Beachtung.

Otto Laufers sachkundliche Ueberschau bringt in prägnanter Kürze das wichtigste auch aus der österreichischen Haus- und Trachtenforschung, allerdings nur bis vor 1950, so daß zum Beispiel Korens wichtige Pflugarbeit noch nicht berücksichtigt ist. Man darf da Laufer selber, der ja damals schon schwer krank war, nicht belasten, wohl aber hätte der Nachtrag eine so wichtige Arbeit nicht übersehen sollen.

Das ganze Werk stellt auf jeden Fall einen wertvollen Behelf für Lernende und Lehrende dar.

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