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Arabische Pressesperren

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Der Nahe Osten wird vielleicht bald, so wollen es seine Machthaber, zum „weißen Flecken“ in der politischen Berichterstattung der westlichen Presse. Die Arabische Liga boykottiert gegenwärtig 41 ausländische Journalisten. Man verschweigt allerdings ihre Namen; dadurch hat man ein Druckmittel selbst gegen noch nicht mißliebige Korrespondenten. Im Irak zwang man einen Reporter durch unverhüllte Mordankündigungen zur Ausreise. In Libyen verhaftete man einen anderen schon an der Grenzstation, verprügelte ihn, steckte ihn tagelang in ein schmutzstarrendes Gefängnis und verwies ihn anschließend des Landes. In Ägypten drohte der Regierungssprecher mit Repressalien, falls nicht „objektiver“ berichtet werde.

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Der Nahe Osten wird vielleicht bald, so wollen es seine Machthaber, zum „weißen Flecken“ in der politischen Berichterstattung der westlichen Presse. Die Arabische Liga boykottiert gegenwärtig 41 ausländische Journalisten. Man verschweigt allerdings ihre Namen; dadurch hat man ein Druckmittel selbst gegen noch nicht mißliebige Korrespondenten. Im Irak zwang man einen Reporter durch unverhüllte Mordankündigungen zur Ausreise. In Libyen verhaftete man einen anderen schon an der Grenzstation, verprügelte ihn, steckte ihn tagelang in ein schmutzstarrendes Gefängnis und verwies ihn anschließend des Landes. In Ägypten drohte der Regierungssprecher mit Repressalien, falls nicht „objektiver“ berichtet werde.

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Der Pressepolizist des Nildiktators begnügte sich nicht mit Einschüchterungen; er statuierte ein abschrek-kendes Exempel: Die 64jährige deutsche Journalistin Margarete Crous, die seit mehr als 17 Jahren am Nil lebte, erhielt einen auf 48 Stunden 1-efristeten Ausweisungsbefehl, und kurz darauf auch ihr englischer Kollege James D. Picton. In Bagdad hatte sich der Berichterstatter lediglich mit Straßenpassanten und dem Hotelpersonal unterhalten wollen, um herauszufinden, wie sie über das Christenregime dächten. Das genügte der Geheimpolizei. In Tripolis wollte der Journalist einen zufällig vorbeikommenden Transport politischer Gefangener photographieren. Im Handumdrehen teilte er ihr Los. In Kairo unterstellte man dem Korrespondenten des angesehenen Londoner „Daily Expreß“ eine Tätigkeit, die „nicht mit seiner journalistischen Arbeit zu vereinbaren“ sei. Mit anderen Worten: „Spionageverdacht!“

In Kairo ist man zunehmend besorgt über den hauptsächlich durch westliche Zeitungskorrespondenten verschlechterten Ruf der Nildiktatur in der Weltöffentlichkeit. Diese durchaus objektive Berichterstattung beeinflußt nicht nur die öffentliche Meinung der westlichen Staaten in ihrer Haltung zu Ägypten, sondern ist auch die einzige wirksame Opposition gegen die nasseristische Gewaltherrschaft. Trotz strenger Zensur verschaffen sich die gebildeteren Ägypter immer wieder westliche Zeitungen und hören westliche Rundfunksender. Nur durch sie erfahren sie die bittere Wahrheit über ihr eigenes Land. Dem Regime ist das natürlich ein Dorn im Auge.

Folglich gibt es außer den Vertretern der großen internationalen Nachrichtenagenturen, von deren Anwesenheit die der arabischen Presseagenturen, die vielfach als Spionagezentren dienen, in den westlichen Hauptstädten abhängt, kaum noch freie Berichterstatter in

Kairo. Im iTafc arbeiten nur noch drei nichtarabische Journalisten. Sie schreiben für die sowjetische Nachrichtenagentur TASS, für die rot-chinesische Nachrichtenagentur Hsinhua und für die DDR-Agentur ADN. Für westliche Pressevertreter besteht völlige Einreisesperre. — Syrien milderte kürzlich die Visabestimmungen für westliche Reisende, nicht aber die für Journalisten. — Aden, früher lein beliebter Platz mit der Möglichkeit völlig unbeeinflußter Berichterstattung für westliche wie östliche Korrespondenten, verlor nach der Unabhängigkeitserklärung fast seine gesamte westliche Jourrialistenkolonie. Seitdem besteht, was Südarabien angeht, eine nahezu vollständige Informationslücke.

Ähnliches gilt schon seit längerem für das außerordentlich pressefeindliche Saudi-Arabien und seit neuestem für Libyen. Rühmenswerte Ausnahme ist bislang noch, trotz seiner schwierigen inner- und außenpolitischen Verhältnisse, Jordanien.

Daneben behauptet sich Beirut zwar immer noch als erstrangiges nahöstliches Pressezentrum. Fast neun Zehntel aller westlichen Berichterstatter domizilieren im Libanon. Doch zeigt sieh auch hier schon ein gewisser nachteiliger Wandel.

Manche Journalisten bereiten sich bereits darauf vor, früher oder später nach Zypern umzusiedeln. Vollständige, genaue und kritische Berichterstattung bliebe aber wahrscheinlich auf der Strecke. Genau das wollen die arabischen Machthaber.

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