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Göttersohn und siegreicher Feldherr

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Nach der im Vorjahr so erfolgreichen Naefertari-Ausstel-lung, die allein in Rom 500.000 Besucher anlockte und jetzt auch nach Osterreich kommen soll, bietet die Stiftung Memmo im Palazzo Buspoli im Zentrum Roms mit „Alexander, der Große. Geschichte und Mythos" wieder eine außergewöhnliche Schau, so außergewöhnlich wie das Leben und Wirken des großen Makedonien war.

Erstmals dokumentieren über 600 Exponate aus 40 Museen - unter anderem dem British Museum, dem Louvre, der Eremitage, dem Archäologischen Museum Istanbul und so weiter - das faszinierende Leben einer großen Persönlichkeit der Geschichte.

Eigentlich handelt es sich um zwei Ausstellungen, die einander ergänzen: Die zweite vom griechischen Ministerium für Kulturgüter veranstaltet, ist in den ersten Sälen untergebracht und nennt sich „Die Makedo-nier-Griechen des Nordens". Sie ist der Kultur jenes Volkes gewidmet, das „die Großen, die Langen, jene die von oben kamen" genannt wird. Aus der Zeit vom 14. Jahrhundert v. Chr. bis nach dem Tod Alexanders stammen die Exponate: Die mykenischen Terrakottavasen mit ihren perfekten Formen und Verzierungen hätten gut in die Hände des Gottes Zeus gepaßt, von dem die makedonischen Könige abzustammen glaubten; Grabbeigaben aus der Nekropolis von Olympia; archaische Schätze aus den Grabstätten aristokratischer Makedonier, Erzeugnisse der makedonischen Metallindustrie, Vasen, Inschriften, Statuetten, Waffen, Schmuck und Gebrauchsgegenstände der einfachen Bürger Makedoniens sind in diesen Räumen zu bewundern.

Dann wird Alexander (356-323 v. Chr.) in seiner königlichen Abstammung samt seiner Familie präsentiert, ein erst vor kurzem gefundenes Elfenbeinporträt, das ihn als Jüngling darstellt, ein Goldmedaillon mit seinem Vater Philipp und seiner Mutter Olympiade. „Das Äußere Alexanders ist deutlich in den Statuen des Lisip-po zu erkennen", bezeugt schon Plut-arch, „dieser war der einzige Bildhauer, von dem er sich darstellen ließ".

Aber die Welt Alexanders war erfüllt von weiteren großen Namen: Aristoteles, sein verehrter Lehrer, Demosthenes und Isokrates seine Verleumder, sein geliebter Dichter Homer, sein verehrter Philosoph Diogenes, alle sind hier abgebildet. Eines der eindrucksvollsten Meisterwerke ist das Bodenmosaik aus Pel-la, die Löwenjagd Alexanders darstellend, ein außergewöhnliches Exponat, da normalerweise die vom Fundort abgetragenen Mosaike den Wänden der Museen einkomponiert wurden.

Als Weltpremiere in einem nicht-griechischen Museum ist die Präsentation der faszinierenden Ausstattung der 1977 in Vergi-na, der antiken Hauptstadt Makedoniens, entdeckten Grabstätte Philipps II. zu sehen; die persönlichen Waffen des Königs (zwei Schwerter, die Spitzen der Lanzen), das Pferdegeschirr und prachtvolle Vasen. Die Schlacht Alexanders gegen Dareios bei Issos 333 v. Chr. ist im Mosaik, aber auch am Schlachtfeld mit Miniaturfiguren und nach alten Stichen rekonstruiert dargestellt.

Ein Abschnitt der Ausstellung ist dem Studium der Kulturen der Feinde Alexanders gewidmet. Hier werden in erster Linie die persische Kultur und deren majestätische Hauptstadt Persepolis anhand von Beliefs aus dem British Museum und wertvollen, zum Teil noch nie gezeigten Objekten aus dem römischen Museum für Orientalische Kunst vor Augen geführt.

Ein prachtvolles Fresko aus Pompeji zeigt Alexanders Vermählung mit der Prinzessin Statira, der Tochter des besiegten Dareios III.

Bald nach seinem Tod (323 v. Chr.) wird Alexander ein Mythos. Sein Grabmal wurde in Alexand-ria errichtet und sogar die römi sehen Kaiser pilgerten dorthin, mit dem Wunsch, die Größe Alexanders und seine glorreichen Feldzüge nachahmen zu können.

Die beiden letzten Teile der Ausstellung sind diesem Mythos gewidmet, der an hand von Miniaturen, Stoffen, Gebrauchs- und Einrich -tungsgegenständen des christlichen Mittelalters und des Islams erzählt wird. Einzigartig die verschiedenen Darstellungen, die auf Miniaturen die Mutter Alexanders, seine Vermählung mit Roxane, der Tochter des baktri-schen Fürsten Oxyartes, seine Schlachten, seine Geburt und seinen Tod zeigen. Die Apotheose Alexan ders auf einem wundervollen orienta lischen Emailteller beendet diese se henswerte Schau.

(Bis 21. Mai; täglich 9.30 bis 20 Uhij Sa bis 22 Uhr, Mo 14.30 bis 20 Uhr)

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