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Künstler beim Humanismusgespräch

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Seit 15 Jahren stellt die „Internationale Sommerakademie für bildende Kunst“ auf der Festung Hohensalzburg eine besondere Attraktion des Salzburger Kunstsommers dar. Im Vorjahr wurden in die einzelnen Kurse 350 Teilnehmer aus 28 Nationen aufgenommen, eine beträchtliche Anzahl von Interessenten mußte aus Platzmangel abgewiesen werden.

Seit dem Abgang Oskar Kokoschkas, der seinerzeit der Schule sein besonderes Gepräge gab, war ein neuer Leitgedanke nötig. Das vom derzeitigen Leiter der Akademie, Direktor Hermann Stuppäck, erarbeitete Konzept will dem Pluralismus in der heutigen Kunst gerecht werden und konnte hervorragende Repräsentanten der bedeutendsten Stilauffassungen als Lehrer für die Akademie gewinnen. Die Klasse „Malerei heute“ leitet wieder Emilie- Vedova. Der leidenschaftliche Didakt konzentriert heuer seine Arbeit auf die Bemalung von Diapositiven, die als eindrucksvolle Bilder an die Wand projiziert werden können. Mit demselben Verfahren wird er auf der Weltausstellung in Montreal dem italienischen Pavillon einen besonderen Akzent verleihen. Rudolf Szyszkowitz übernimmt wieder die „Studienklasse für flgurale Malerei“, während die „Freie Malklasse“ Kurt Moldovan übertragen wurde, der als Aquarellist immer stärker in den Vordergrund tritt.

Für den Ruf der Sommerakademie spricht die Tatsache, daß Johnny Friedlaender einen interessanten Lehrauftrag in den Vereinigten Staaten ausschlug, um in Salzburg wieder die Klasse „Radierung“ zu übernehmen.Bakema sein internationales Rotterdamer Büro, um mit den Schülern den dritten Teil seiner „Städtebaulichen Architektur“ zu erarbeiten.

Der Bildhauer Heinrich Kirchner führt heuer in die Technik des Bronzegußes ein, während Slavi Soucek wieder in der Litographie-werkstätte lehren wird. Der weit über Österreich hinaus bekannte Kärntner Goldschmied Sepp Schmölzer baut heuer im Geierturm der Festung erstmals ein Studio zur Gestaltung von Edelmetallen auf.

Während Studenten aus Europa, Amerika und dem Fernen Osten zu den Kursen drängen, stehen dem Anliegen der Veranstalter, auch mit der Jugend der europäischen Oststaaten Kontakte aufzunehmen, noch große Schwierigkeiten entgegen. Es ist zu hoffen, daß mit Hilfe offizieller Stellen eine Konfrontation mit dem gegenwärtigen Kunstschaffen dieser Länder ermöglicht wird.

Heuer werden die Studierenden nach Abschluß dieser Kurse am dritten Salzburger Humanismusgespräch teilnehmen. Das von Dr. Oskar Schatz ins Leben gerufene Diskussionsforum wird sich mit dem Thema „Zukunft ohne Ende der Kunst — Ästhetische Perspektiven der technologischen Gesellschaft“ befassen. Neben den Hauptreferenteh Herbert Marcuse (San Diego, Kalifornien) und Helmut Plessner (Zürich) werden Theoretiker und Praktiker Möglichkeiten und Chancen der Kunst in der Gegenwart und Zukunft erörtern. Man nimmt wohl mit Recht an, daß ein offenes Gespräch zwischen Künstlern und Wissenschaftlern einem tieferen Verständnis des heutigen Kunstwillens die Wege bereiten wird.

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