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Die Italienerin in Algier

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Man kann - diese 1813 entstandene Oper von Rossini auf zweierlei Art realisieren: als historische Opera buffa oder als moderne Operette. Die Volksoper hat sich für eine Mischung beider Möglichkeiten entschieden, in der Absicht, die ziemlich alberne Fabel dem heutigen Publikum unterhaltsam zu machen. Dies ist gelungen, der zarte Duft der buffa ging dabei verloren.

Inhalt: Der Bey von Algerien will seine Hauptfrau Elvira loswerden und sie seinem italienischen Sklaven Lindoro verkuppeln. Er hat Lust auf eine Italienerin und befiehlt seinem Hauptmann Haly, irgendwo eine zu rauben. Diese Italienerin (Isabella) ist schon auf dem Wege, um ihren verschwundenen Geliebten Lindoro zu suchen, aber das Schiff wird von Piraten • gekapert. Haly und seine Leute überwinden die Piraten und bringen Isabella zum Bey, wo sie ihren Geliebten Lindoro wiederfindet. Nach mancherlei Zwischenfällen, um den Abend zu füllen, reift der Fluchtplan. Man ernennt den Bey zum „Pappataci“, der keine Ahnung hat, was das sei, aber sehr einverstanden ist, als er die Regel dieses „Ordens“ erfährt: Essen, Trinken, Schlafen und auf nichts zu reagieren, was geschieht. Während er sich dieser Regel befleißigt, entfliehen die beiden Liebenden, und als

• Sehr aktiv war wahrend der letzten Wochen die Wiener Beethovengesellschaft: In der St. Michaelskirche fand eine von Hans Gillesberger geleitete Aufführung der C-Dur-Messe von Beethoven statt. Hier spielte auch David Oistrach, vom Klavier begleitet, einige Sonaten. Jeden Donnerstag im Monat Juni wird in der St. Michaelskirche Kammermusik gespielt (jeweils um 19 Uhr). Das traditionelle Festkonzert auf dem Pfarrplatz mußte wegen Schlechtwetters in den Großen Musikvereinssaal verlegt werden (Tonkünstler unter Walter Weller). Die Ausstellung „Beethoven in Heiligenstadt-Döbling“, Wien 19, Pfarrplatz 3, ist bis in den Herbst täglich zugänglich. der Bey den Schwindel merkt, sind sie bereits auf hoher See. Happy-End: die verstoßene Hauptfrau Elvira kommt wieder zu Ehren. Bühnenbilder und Kostüme von Toni Businger sind sehr hübsch und lustig zwischen „Turandot“ und „Land des Lächelns“, die Inszenierung (Martin Markun) hat drollige Einfälle und weiß besonders in den Finali bewegte Gruppen zu gestalten. Das Ballett (Choreographie: Dia Luco) ist eine Augenweide im Beinewerfen.

Die Darsteller: Oskar Czerwenka als Bey ist der Star des Abends, in Stimme, Darstellung und Komik über allen andern, ohne diese an die Wand zu spielen. Pari Samar als Isabella vermag sich neben ihm mit Abstand zu behaupten. Karlheinz Peters als Hauptmann Haly ist ein ebenso ernster Sänger wie komischer Hauptmann. Soto Papulkas als Lindoro ist ein Tenor, wie man ihn haben möchte; Anna Higueras-Aragon (Elvira), Sonja Draksler (Sklavin) und Claudio Nicolai (Geck) sind gut am rechten Platz.

Rossinis Musik ist eben keine Operette, sondern Oper, und nur mit den genannten Opernsängern und ihren geschulten Stimmen sowie ihrem gelösten Spiel der Operette anzunähern. Walter Weller als Dirigent waltete umsichtig und sicher, wenn auch das Orchester die letzte Eleganz Rossinis nicht immer im Frack hatte.

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