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20 Millionen Jugendliche vormilitärisch geschult

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Stolz meldete die Zeitschrift „Sowjetski Patriot”, daß laut Mitteilung des Vorsitzenden der Massenorganisation DOSAAF, der Freiwilligen Gesellschaft zur Förderung von Armee, Luftwaffe und Marine, Fliegermarschall Aleksandr Pokryshkin, derzeit mehr als 320.000 lokale Organisationen existieren, die sich außerhalb der Armee mit der paramilitärischen Ausbildung der Sowjetjugend befassen. Laut Marschall Pokryshkin haben schon mehr als 20 Millionen Burschen und Mädchen vor Beginn ihres regulären Militärdienstes technische und sportliche Fachkurse absolviert.

Auch vom Generalstabschef des baltischen Militärdistrikts, General Sergej Stychinsky, waren interessante Einzelheiten zu erfahren: So seien die Loyalität gegenüber der Armee, das Verantwortungsgefühl und die Disziplin der Jugend in den baltischen Republiken wesentlich verbessert worden. Nur in Litauen gebe es junge Burschen, deren „patriotische Erziehung und militärische Ausbildung” zu wünschen übriglasse. Sie hätten das körperliche Training und den Sport vernachlässigt und des öfteren an der Arbeit der „Verteidigungsgruppen” nicht teilgenommen. Die Armeefüh- rung nehme diese Mängel nicht einfach stillschweigend zur Kenntnis: Es seien Maßnahmen eingeleitet worden, um die ideologische, militärische und „internationalistische” Erziehung der litauischen Jugend zu verbessern.

Der Leiter der Zivilverteidigung, Generaloberst Aleksandr Altunin, analysierte die Resultate des vergangenen Jahres bezüglich des zivilen Verteidigungsprogramms. Mit Nachdruck wies er darauf hin, daß praktische Instruktionen vor Ideologie und politscher Theorie rangierten. Obwohl im vergangenen Jahr die Methoden perfektioniert worden sind, gab der Generaloberst seiner Unzufriedenheit Ausdruck, als er erklärte: „Die nächsten Jahre müssen eine Steigerung in bezug auf die Qualität der Erziehung auf allen Gebieten aufweisen.”

Formationen der zivüen Verteidigungsorganisation sollen in Zukunft nicht nur für militärische Aufgaben eingesetzt werden, sondern zum Beispiel auch bei Naturkatastrophen. Erst jetzt wurde bekannt, daß anläßlich des Bebens im Oktober 1976 in Estland die ganze Zivilverteidigung und die Jugendmassenorganisationen blitzartig mobilisiert werden konnten.

In Kürze soll auch mit der Ausbildung von vormilitärischen Jugendformationen an Flammenwerfern begonnen werden. Bisher wurde überhaupt in Abrede gestellt, daß in der Sowjetarmee Flammenwerfereinheiten existieren. Seltsam genug also, daß die sowjetischen Massenmedien bisher die Verwendung von brandstiftenden Waffen in fremden Armeen vehement verurteilt haben. Gegen Ende des Vorjahres gab dann allerdings die „Krasnąje Swesda” in einer kurzen Notiz zum erstenmal die Existenz von Flammenwerfereinheiten in der Sowjetarmee zu.

Auch die Ausbildung von Hubschrauberpiloten wird forciert, weil zahlreiche neue Helikopterformationen aufgestellt werden, die vor allem entlang der sowjetisch-chinesischen Grenze in größerer Zahl eingesetzt werden sollen. So wird der Grenzschutz schon heute auf dem Pamir- Hochplateau in Mittelasien vorwiegend durch Hubschrauberpatrouillen ausgeübt. Auch von diesen Patrouillen wußte man bisher nichts.

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