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Dialog muß ehrlich sein

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Die zu Ende gegangene Gebetswoche für die Einheit der Christen hat ebenso wie das Auschwitz-Gedenken den Rlick der Christen auch auf die anderen Weltreligionen gelenkt, denen das Konzilsdokument „Nostra aetate” Anteil an Wahrheit und Heiligkeit zugestanden hat. In seinem Buch „Die Schwelle der Hoffnung überschreiten” hielt Papst Johannes Paul II. fest, daß dies von den Kirchenvätern „seit den frühesten Zeiten” so gesehen worden sei.

Das zitierte Papst-Buch ist aus vielen Gründen bemerkenswert. In Form von Analysen, Bekenntnissen, Meditationen und Ermahnungen nimmt der Papst zu elementaren Menschheitsfragen Stellung. Sehr positiv äußert er sich zur jüdischen Religion und anerkennend, aber auch reserviert zu Islam und Buddhismus. Die Buddhismus-Passagen haben bekanntlich Buddhisten-Mönche jüngst davon abgehalten, an einem Papstempfang in Sri Lanka teilzunehmen.

Aber was der Papst sagt, trifft zu. „Die Erleuchtung des Buddha”, liest man, „be- . schränkt sich auf die Überzeu-ng, daß die Welt schlecht und r den Menschen Quelle des Bösen und des Leids sei. Um sich von diesen Übeln zu befreien, muß man sich von der Welt befreien.”

Insofern sei der Buddhismus „in erheblichem Maß ein, atheistisches' System.” Die Mystik der Buddhisten, die heute auch viele Christen in Europa anzieht, ziele auf Nirwana, einen „Zustand völliger Indifferenz gegenüber der Welt.”

Die Christen aber glauben (wie die Juden) an einen personalen Gott, der die Welt erschaffen und „den Menschen als Aufgabe anvertraut hat”. Die große Herausforderung erblicken Christen darin, im Geist Jesu „die Schöpfung - sich selbst und die Welt - zu vervollkommnen.”

Für die Klarheit dieser Worte ist zu danken. Christen auf Weltflucht sind keine Christen mehr. Deshalb ist es doppelt traurig, daß vielen die Politik heute so verleidet wird: Politik ist Teilnahme an der Weiterführung des Schöpfungswerkes!

Das deutliche Papstwort zum Buddhismus und zum Islam zeigt uns aber auch, wie der Dialog geführt werden muß: respektvoll, einfühlend, aber ohne Verwischung von Grenzen.

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