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Pilot-Projekt Ludesch: Neue Wege in der Altenbetreuung

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Altenbetreuung mit Vorbildcharakter: In der Vorarlberger 2.000-Seelen-Gemeinde Ludesch orientiert sich das Pflegeangebot an den persönlichen Bedürfnissen der älteren Menschen.

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Altenbetreuung mit Vorbildcharakter: In der Vorarlberger 2.000-Seelen-Gemeinde Ludesch orientiert sich das Pflegeangebot an den persönlichen Bedürfnissen der älteren Menschen.

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An und für sich ist die Gemeinde Ludesch im Bezirk Bludenz zu klein, um sich ein eigenes Alters- und Pflegeheim „leisten" zu können: Nach den Förderungsbedingungen der Vorarlberger Landesregierung wäre für den Bau eines Alters- und Pflegeheimes die Kooperation mit benachbarten Gemeinden -etwa Thüringen oder Bludesch -dafür notwendig.

Die Nachteile eines „zentralen", gemeindeübergreifenden Altersheimes liegen aber auf der Hand: Die in ihrer Gemeinde jahrzehntelang verwurzelten älteren Mitmenschen müßten ihren gewohnten Lebensraum verlassen. Zudem bedeutet die Errichtung eines komplett eingerichteten Alters- und Pflegeheimes eine nicht unerhebliche finanzielle Belastung für die betroffenen Gemeinden.

In Ludesch ist man daher neue Wege gegangen: Mit einem von der Landesregierung geförderten Projekt IAP („Integrierte Alten-Pflege") wird unter besonderer Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse der betagten und pflegebedürftigen Menschen eine Betreuung in ihrem gewohnten Lebensbereich sichergestellt.

Zur Ausgangsposition: Der Bettenbedarf splan des im Sozialbereich vorbildlichen Landes Vorarlberg sieht für je 100 Mitbürger über 65 Jahre einen Bedarf von 5,5 Betten (3,5 Pflegebetten und zwei Altersneim-betten) vor. Für Ludesch würde sich daher ein Bedarf von zwölf bis 15 Betten ergeben, für deren Betreuung etwa sieben vollberuflich tätige Personen notwendig wären.

1989 begannen die Ludescher unter ihrem Bürgermeister Paul Ammann mit Unterstützung des Vorarlberger „Institut für Sozialdienste" ein mehrstufiges Modell „IAP" zu entwickeln und in die Tat umzusetzen. Der Grundgedanke dabei war, daß pflegebedürftige alte Menschen so lange wie möglich in ihrem angestammten Lebensbereich bleiben sollten (eine genaue Beschreibung des mehrstufigen Modells finden Sie im nebenstehenden Beitrag). Ein Anlie-nrpn Haß narh Anirahpn vnn TAP-frP-

schäftsführerin Ingrid Jenny voll und ganz verwirklicht werden konnte: „Kein einziger unserer älteren Mitbürger mußte bisher in einem auswärtigen Alters- oder Pflegeheim untergebracht werden!" Entscheidend für den Erfolg des Projekts sei auch die aktive Mitarbeit der Angehörigen.

Einzigartig an dem Ludescher Modell ist, daß es sich dabei um ein integriertes Konzept mit Hauspflege, ambulanter Pflege, Haushilfen, vorübergehender stationärer Unterbringung, „Essen auf Bädern", Kommunikations-Treffs für Senioren et cetera handelt.

Im Mittelpunkt stehen aber stets die Wünsche der Klienten: So ist etwa auch bei einer vorübergehenden Unterbringung im neuen „Haus der Alten" - einem renovierten, denkmalgeschützten Bauernhaus - eine freie Arztwahl beziehungsweise eine Betreuung durch Familienangehörige statt durch das Pflegepersonal-des Sozialzentrums möglich.

Nach Beendigung des dreijährigen Pilotversuches mit Jahresende 1993 soll das IAP in den Begelbe-trieb übernommen werden. Geschäftsführerin Jenny rechnet damit, daß die bisherigen Leistungen dann auch ohne der Sonderförderung des Landes aufrecht erhalten werden

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